Liberius
Gedenktag katholisch: 23. September
Gedenktag orthodox: 27. August
Gedenktag koptisch: 27. August, 6. Oktober
Gedenktag äthiopisch-orthodox: 27. August, 6. Oktober
Gedenktag syrisch-orthodox: 19. Dezember
Name bedeutet: der Freie (latein.)
Marcellinus Felix Liberius, wohl der Sohn eines Augustus aus angesehener Familie des römischen Stadtadels, wurde schon in jungen Jahren von seinem Vater für eine geistliche Laufbahn bestimmt. Er wurde nach Jahren als Lektor, Diakon und Priester 352 Bischof von Rom als Nachfolger von Julius I..
Kaiser Konstantin „der Große” hatte sich als wohlwollend gegenüber dem Arianismus gezeigt; auch Liberius, der ein Anhänger dieses Kaisers war, wird in der Legenda Aurea deshalb verschiedentlich als dem Arianismus zugeneigt gezeichnet. Als sich nach Konstantins Tod seine Söhne zunächst die Herrschaft teilten, gab es verschiedene Haltungen in der Frage Arianismus: Konstans stand auf Seite der katholischen Kirche, wurde aber 350 ermordet; sein Bruder Konstantius II. stand auf der Seite der Arianer. Auf Wunsch von Liberius sollte deshalb in Aquileia eine SynodeSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. abgehalten werden, doch Konstantius II. berief 353 eine solche nach Arelate - dem heutigen Arles - ein, wo er gerade Hof hielt. Liberius sandte die Bischöfe Vincentius von Capua - einen ausgewiesenen Gegner des Arianismus und langjährigen Freund von Athanasios von Alexandria - sowie Marcellus. Die Leiter des Konzils, Ursacius von Singidium - dem heutigen Beograd - und Valens von Mursa - dem heutigen Osijek -, legten den Bischöfen einen Entwurf des Kaisers zur Verurteilung von Athanasius vor. Proteste von Bischöfen und der päpstlichen Gesandten wurden zurückgewiesen und die Drohung ausgesprochen, dass alle Bischöfe, die dem Dekret nicht zustimmen, vom Kaiser verbannt werden; tatsächlich wurde Paulinus von Trier, der als einziger nicht unterschrieb, nach Phrygien verbannt.
Liberius sandte daraufhin 354 die Bischöfe Lucifer von Cagliari, Eusebius von Vercelli und Fortunatianus von Aquileia sowie den Priester Pancratius und den Diakon Hilarius mit einem Brief zu Kaiser Konstantius, in dem er in versöhnlichem Ton darlegte, warum er dennoch Athanasios nicht verurteilen konnte und ein neues Konzil verlangte. Der Kaiser berief daraufhin 355 eine SynodeSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. in Mediolanum - dem heutigen Mailand - ein. Bischof Dionysius sorgte für aufgebrachte Volksversammlungen gegen den Arianismus, der Kaiser verlegte die Versammlung aus der Kirche in seinen Palast und erlebte heimlich mit, wie von den 300 Teilnehmern fünf seinen Vorstellungen widerstanden: Lucifer von Cagliari, Dionysius von Mailand, Eusebius von Vercelli und zwei Abgesandte des Papstes weigerten sich, Athanasius zu verurteilen und wurden daraufhin verbannt. Liberius übermittelte den verbannten Bischöfen Trostschreiben und lobte ihre Standhaftigkeit.
Der Kaiser verlangte nun die Bestätigung der Verurteilung von Athanasios durch den Papst, der aber ließ sich weder durch Geschenke noch durch Drohungen dazu bewegen, weshalb Konstantius den Papst entführen und nach Mailand bringen ließ. Auch dort blieb Liberius standhaft und wurde nun nach Beröa in Thrakien - dem heutigen Veroia / Veria in Griechenland - verschleppt; dort ist mit der archäologischen Stätte Agios Patapios das frühchristliche Zentrum der Stadt erhalten. Der kaisertreue Erzdiakon Felix II. wurde zum Papst erhoben 1, jedoch vom Volk und zunächst auch vom KlerusEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien. abgelehnt.
Liberius litt in der Verbannung, wie er in vier erhaltenen Briefen bekannte, er wollte aus dieser Trübsal zurück
nach Rom. Nach zwei Jahren im Exil schloss er
Athanasios aus der Kirche aus und unterzeichnete ein mit
Elementen des Arianismus versetztes Glaubensbekenntnis, die erste
sirmische Formel
, wonach der
Sohn dem Gottvater nur ähnlich ist; ausdrücklich betonte er, dies aus
freiem Willen zu tun. 358 gestattete Konstantius seine Heimkehr unter der Bedingung, dass er das Bischofsamt gemeinsam
mit seinem Nachfolger
Felix II. verwalte. Im August 358 kam Liberius
zurück; Felix verweigerte die gemeinsame Regierung, weil er - zusammen mit dem gesamten KlerusEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat.
Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien.,
darunter der Diakon und spätere Papst Damasus I. - bei Liberius'
Verbannung den feierlichen Eid geschworen habe, zu seinen Lebzeiten keinen anderen als Bischof von Rom anzuerkennen.
Auch Liberius hielt sich nicht an sein Versprechen nachdem er erlebte, wie das Volk ihm die Treue gehalten hatte und ihn
bei seiner Rückkehr umjubelte - und der Überlieferung zufolge bekannte ein Gott, ein Kaiser, ein Bischof!
Es kam
zu solchen Tumulten in der Heiligen Stadt, dass Hilarius von Poitiers
sagte, er wisse nicht, womit der Kaiser den größeren Frevel begangen habe: mit der Verbannung des Liberius oder mit der
Erlaubnis zu seiner Rückkehr.
Das Felizianische Schisma
, der Machtkampf zweier römischer Bischöfe, die beide das Bekenntnis des
1. Konzil von Nicäa verraten hatten, führte zu blutigen Kämpfen.
Felix II. wurde vertrieben und zog sich auf sein Landgut bei Porto - dem heutigen
Ostia - zurück; als er 358 kurzzeitig
zurückkommen durfte, konnte er nun sein Amt wieder ausüben, aber seine Erlässe mussten im Einklang mit der kaiserlichen
Politik stehen. 2 Liberius unterschrieb 358 die von
Basilius von Ankara vorbereitete dritte
sirmische Formel
, die eine Annäherung an
die Beschlüsse des Konzils von Nicäa bedeutete.
361 starb Kaiser Konstantius II.; sein Sohn und Nachfolger Julian, von den Christen als Julian Apostata
, der
Abgefallene
, bezeichnet, war Anhänger der alten heidnischen Religion und mischte sich deshalb nicht in kirchliche
Angelegenheiten ein, die Kirche konnte nun freier handeln, Liberius setzte sich für die Versöhnung der verschiedenen
Glaubenrichtungen ein. Die italischen Bischöfe erhielten 362/363 ein Versöhnungsschreiben, die Bischöfe des Ostens 366
ein Antwortschreiben mit Anerkennung des Glaubensbekenntnisses von
Nicäa. Schon Ende 363 revidierte Kaiser Julian die Förderung des Heidentums und gab der Kirche ihre Privilegien und
finanzielle Unterstützung zurück. Nach nur acht Monaten starb dieser Kaiser, ihm folgte Valentianus I., der die katholische
Lehre unterstützte; auch Liberius beteiligte sich nun wieder an der Verfolgung der Anhänger des
Arianismus.
Liberius ist wegen seiner unklaren Haltung zum Arianismus der erste in der Liste der Päpste seit Petrus, der nicht als heilig gilt.
Anders tritt Liberius in einer späteren Legendenfassung im Zusammenhang des
Maria-Schnee-Wunders
auf. Hier hatte Liberius in der Nacht vom 4.
auf den 5. August 352 oder 356 denselben Traum wie der römische Patrizier Johannes: beiden trug
Maria auf, eine Kirche dort zu errichten, wo am Morgen frischer Schnee fallen werde.
Liberius eilte, von einer Prozession begleitet, herbei und fand, wie auch Johannes, die Bestätigung des Traumes durch den
in Grundrissform auf dem Esquilin gefallenen Schnee - obwohl der 5. August der heißeste Tag des Jahres war. Liberius
vollzog mit einer Hacke den ersten Bodenaushub zum Bau der Basilika Liberiana
.
So entstand eine der ältesten und berühmtesten Kirchen Roms, an deren Stelle dann die Kirche
Santa Maria Maggiore erbaut wurde.
Tatsächlich wurde Santa Maria Maggiore erst
in der Regierungszeit von Papst Sixtus III. in den Jahren 432 bis 440
errichtet, nachdem 431 das Konzil von Ephesus beschlossen hatte,
Maria als Gottesgebärerin
zu verehren. Die
Basilika gehört zu den vier Patriarchalbasiliken bzw. zu den sieben altrömischen
Pilgerkirchen und ist die bedeutendste unter den etwa 80 Marienkirchen in Rom. Sie hat vier Namen: Santa Maria della Neve
(nach dem Schneewunder), Basilica Liberiana (weil unter Liberius mit dem Bau begonnen worden sei), Santa Maria al
praesepe (Maria zur Krippe
, weil unter dem Hochaltar die Krippe von
Betlehem aufbewahrt wird) und schließlich -
der gebräuchlichste Name - Santa Maria Maggiore (Groß-St.-Marien
). Der mutmaßliche Vorgängerbau des Liberius konnte
bei Grabungen nicht nachgewiesen werden; diese Basilika befand sich wohl an einer anderen Stelle auf dem Esquilin. Sie
hat aber exisitiert und ist als Schauplatz der Straßenkämpfe des Schismas unter Papst
Damasus I. nach 366 bekannt.
Liberius ist im Martyrologium des Hieronymus enthalten, nicht aber im Martyrologium Romanum. Legenden des 6. Jahrhunderts versuchten, seine Rolle in den Streitigkeiten um den Arianismus zu glätten.
1 ▲ Felix II. wurde lange Zeit als rechtmäßiger Papst angesehen, vgl. Felix III.
2 ▲ Felix II.' Amtszeit wird deshalb unterschiedlich angegeben: von 355 bis 358, nach anderen Quellen bis 365.
Worte des Heiligen
Liberius schreibt aus Rom an
seine Mitstreiter, die es abgelehnt hatten, Bischof Athanasios
zu verurteilen, und ermutigt sie durchzuhalten:
Wenngleich unter dem äußeren Bild des Friedens, scheint der Feind des Menschengeschlechts heftiger gegen die Glieder
der Kirche gewütet zu haben; doch euch, ihr im Herrn geliebte Priester, hat die hervorragende und einzigartige Treue als
dem Herrn wohlgefällig erwiesen und schon jetzt für den künftigen Ruhm als Martyrer bestimmt. Daher kann ich in meiner
Situation, die schwankt zwischen Trauer über eure Abwesenheit und Freude über euren [künftigen] Ruhm, überhaupt keine
Lobesworte finden, mit denen ich froh gestimmt die Verdienste eurer sittlichen Größe hervorheben könnte. Freilich weiß ich
euch von hier aus besseren Trost zu spenden, wenn ihr mir glauben könnt, dass ich [geistig] zusammen mit euch in die
Verbannung gestoßen wurde. Ich bin recht betrübt, dass mich, der ich mich noch im schwankenden Zustand der Erwartung befinde,
unterdessen eine recht bittere Notwendigkeit von der Gemeinschaft mit euch trennt. Ich hatte nämlich gewünscht, ergebenste
Brüder, als erster für euch alle [mein Leben für euch] hinzugeben, damit ihr Geliebten ein ruhmvolles Beispiel bekommt.
Aber es war der Siegespreis eurer Verdienste, dass ihr als erste aufgrund eures standhaftes Glaubens zum herrlichen Ruhm
des Bekenntnisses gekommen seid. … Ihr sollt daher der himmlischen Verheißung sicher sein: und da ihr Gott näher
gekommen seid, hebt mich, euren Mitpriester und Diener Gottes, durch eure Gebete zum Herrn empor, damit wir die über uns
kommenden Angriffe, die allein schon durch die zu uns kommenden Berichte von Tag zu Tag tiefere Wunden schlagen, geduldig
ertragen können, damit aufgrund des ungebrochenen Glaubens und des unbeschädigten Zustands der katholischen Kirche der
Herr uns euch gleich zu machen geruhe!
Quelle: Patrolologia Latina, Bd. 8, Epistel 7, Sp. 1356 - 58
Zitat von Liberius:
Liberius richtet an alle Bischöfe den Appell, angesichts der grassierenden Irrlehre des
Arianismusauszuharren und die ihnen anvertraute Herde nicht zu verlassen.
Nichts gibt es, das ausharren lässt außer Gottes Gnade. Im übrigen wütet die Bosheit des Teufels, ein Übel, dem
Verachtung gebührt, voll von tödlichem Gift. Er geht umher nach oben und nach unten, suchend, wen er verschlingen kann.
Daher müssen wir wachen, nüchtern sein bei unseren Gebeten und uns Gott nahen und mit Hilfe des Herrn die törichten
Angriffe der Menschen, soweit uns der Herr die Kraft dazu gegeben hat, abweisen und den Vätern folgen und dürfen nicht
die Grenzen der Väter überschreiten (d. h. wir sollen unsere Kirchen, solange wir irgendwie in ihnen bleiben können,
nicht verlassen, um zu anderen Kirchen zu eilen) oder die uns anvertrauten Gemeinden vernachlässigen, um eher Ruhe zu
suchen als für die uns anzustrengen, für die wir sogar unser Leben hingeben müssen, damit wir nicht im Angesicht Gottes
als verwerflich befunden werden, sondern mit seiner Unterstützung ihm fruchtbare Gruppen aus den uns anvertrauten Herden
vorweisen können!
Quelle: Patrolologia Latina, Bd. 8, Epistel ad omnes Episcopos, Sp. 1399f
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Theodoret von Kyrrhos überlieferte die Unterredung des Kaisers Konstantius mit dem römischen Bischof Liberius, zu lesen in der Bibliothek der Kirchenväter der Université Fribourg auf Deutsch.
Briefe und Schriften von Liberius und seine Lebensgeschichte gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
Die Basilika Santa Maria Maggiore in Rom ist täglich von 7 Uhr bis 18.45 Uhr geöffnet, das Museum und die archäologischen Ausgrabungen täglich von 9 Uhr bis 18.15 Uhr; der Eintritt ins Museum beträgt 3 €, der Eintritt zu den Ausgrabungen (nur mit Führung zu besichtigen) 5 €. (2017)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
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- zuletzt aktualisiert am 29.10.2023
Quellen:
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Prof. Helmut Bouzek, E-Mail vom 15. Oktober 2013
• Ekkart Sauser. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz † (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon,
Bd. V, Herzberg 1993
• http://discoververia.gr/arxaiologikos-xoros-agio-patapiou-2/ - abgerufen am 29.10.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.