Thomas Becket
Gedenktag katholisch: 29. Dezember
nicht gebotener Gedenktag
Fest in England
Tag der Amtseinsetzung: 3. Juni (?)
Ankunft der Gebeine in Paderborn: 7. Juni
Übertragung der Gebeine: 7. Juli
zweites Martyrium
- Zerstreuung der Gebeine: 19 August
Gedenktag evangelisch: 29. Dezember
Gedenktag anglikanisch: 29. Dezember oder: 7. Juli
Gedenktag armenisch: 5. Mai, 29. Dezember
Name bedeutet: der Zwilling (hebr.)
Thomas war der Sohn eines wohlhabenden normannischen Kaufmanns. Studien führten ihn nach London, Paris, nach Bologna an die erste Universität Europas - ihr Ort ist unbekannt, aber von ihr zeugen noch heute die Gräber der Glossatoren 1 - und nach Auxerre; nach seiner Rückkehr nach London fand er Kontakt zu einem Kreis von Priestern um Erzbischof == Theobald von Canterbury. Thomas wurde von ihm um 1146 zum Priester geweiht und zu seinem Archidiakon ernannt. Theobald vermittelte 1155 Thomas' Berufung zum Lordkanzler des jungen Königs Heinrich II. Thomas wurde ein brillanter und erfolgreicher Kanzler, mit dem fast gleichaltrigen König eng befreundet, und hatte maßgeblichen Einfluss auf dessen Politik und trat auch auf mit Pomp, fast wie der König selbst.
Thomas pflegte zunehmend einen luxuriösen Lebenswandel, bestärkte den König zu dessen Krieg um Besitzansprüche in Toulouse 1159 und vertrat dessen Interessen in Streitigkeiten um Besitz mit dem Erzbischof von Canterbury. Als Theobald Thomas zurück rief, folgte er nicht. Statt dessen bestimmte Heinrich II. im Jahr 1162 Thomas zum Erzbischof von Canterbury, der König erhoffte sich damit größeren Einfluss auf die Kirchenpolitik. Thomas weigerte sich erst, denn er wusste, dass damit sein gutes Verhältnis zum König leiden würde, gab aber schließlich nach. Er ließ sich dann mit aller Konsequenz auf die neue Stellung ein und kündigte überraschend seine Kanzler-Stellung, sehr zum Unwillen des Königs.
Aus dem ehemaligen antiklerikalen königlichen Kanzler wurde als Erzbischof von Canterbury und Primas von England mehr und mehr der Verteidiger kirchlicher Rechte gegen die Übergriffe des englischen Königs. Auch seinen persönlichen Lebenswandel änderte er radikal, verteilte seine Einkünfte unter die Armen und führte ein schlichtes, asketisches Leben als Benediktiner. Schon 1163 kam es auf dem Hoftag in Westminster - dem heutigen Stadtteil von London - zum Streit. Als König Heinrich 1164 dann die Zustimmung zu 16 Sätzen über königliche Rechte gegenüber der Kirche verlangte, kam es auf dem Hoftag in Northampton zum Bruch. Von seinen bischöflichen Kollegen, die ihm den Rücktritt nahelegten, allein gelassen, wurde Thomas mit Prozessen überzogen und wegen Meineid und Hochverrat verurteilt.
Thomas floh nach Sens in Frankreich; von seiner Flucht erzählt die Legende, wie die Verfolger mit dem von Thomas abgehauenen Pferdeschwanz in der Hand zurück blieben. In Sens traf Thomas Papst Alexander III., aber der verweigerte die Zustimmung zu seinem Rücktrittsgesuch. Auf Anraten des Papstes ging Thomas dann ins Zisterzienserkloster Pontigny, musste aber nach Drohungen von König Heinrich II. gegen den Orden wieder nach Sens zurückkehren. Beistand leistete ihm in dieser Zeit Gilbert von Cîteaux.
Die englischen Bischöfe hielten in ihrer Mehrheit Kompromisse mit König Heinrich für möglich und meinten, Thomas' Verhalten sei provozierend. Der aber führte seinen Kampf für die Freiheit der Kirche weiter, verhängte mit der Autorität seines Amtes Kirchenstrafen über Bischöfe und andere kirchliche Gegner in England - durchaus nicht immer in Übereinstimmung mit Papst Alexander III.. 1170 erhielt Thomas ein Friedensangebot des Königs. Zum Martyrium bereit, das ihm ein Gesicht offenbart hatte, kehrte er nach England zurück und wurde von vier Vertrauten des Königs vor dem Altar in der Kathedrale von Canterbury ermordet, indem sie ihm die Schädeldecke abschlugen.
Nach dem Aufsehen erregenden Mord setzte spontan die Verehrung für Thomas ein. Vier Jahre nach seinem Tod, im Jahr
nach der Heiligsprechung, unternahm König Heinrich II. eine Wallfahrt zum Grab
und tat Buße, indem er sich dort auspeitschen ließ. Wallfahrten zu Thomas' Grab waren bald so häufig wie jene zu
Jakobus nach
Santiago de Compostela, am Grab sollen sich
zahlreiche Wunder ereignet haben; Reliquien wurden in ganz Europa verbreitet.
Nach der Heiligsprechung weihte Papst Alexander III. ihm das wertvolle
Oratorium unter der
Kathedrale in Anagni bei Rom. Die blutbefleckte
Tunika, die Thomas beim Attentat getragen hatte, wird seit mehr als 500 Jahren in der Kirche
Santa Maria Maggiore in Rom aufbewahrt. 1538,
nach der Ermordung von Thomas Morus, ließ König Heinrich VIII. den kostbaren
Thomas-Schrein zerstören und die Gebeine verbrennen und zerstreuen, was als zweites Martyrium
gilt.
Kanonisation:
Thomas' Heiligsprechung fand schon am 21. Februar 1173 statt; Papst
Alexander III. nannte ihn dabei Märtyrer des Kirchenrechts und der
Kirchenfreiheit
.
1 ▲ Glossator
,
Kommentator
nannte man die Gelehrten, die die antiken römischen (Rechts-)texte interpretierten.
Worte des Heiligen
Erhalten ist von Becket ein umfangreiches Briefcorpus an Papst Alexander III., an Kardinäle, Bischöfe,
Kleriker, Laien und auch an Könige in lateinischer Sprache. Im fogenden Brief Beckets deuten sich schon die Schwierigkeiten
an, die sich ihm als Bischof in England entgegenstellen. Der Märtyrer schreibt:
Wir werden Bischöfe und Hohepriester genannt. Wenn wir das wirklich sein wollen und die Bedeutung unseres
Namens verstehen, müssen wir unablässig und voll Eifer den ewigen, von Gott bestellten Hohenpriester betrachten und seinen
Spuren folgen. Er hat sich für uns dem Vater am Kreuz dargebracht und sieht von der hohen Warte des Himmels die Taten
aller Menschen und ihre Absichten und wird am Ende einem jeden nach seinen Werken vergelten.
.
Wir haben es übernommen, seine Stelle auf Erden zu vertreten. Wir haben den Ruhm seines Namens, Ehre und Würde erlangt
und besitzen in dieser Zeit die Früchte geistlicher Tätigkeit. In der Rangordnung der Kirche sind wir Nachfolger der Apostel
und Apostelschüler. Durch unseren Dienst wird das Reich des Todes und der Sünde zerstört. Durch den Glauben und den
Fortschritt im Guten wächst das Haus Christi zum heiligen Tempel im Herrn.
Groß ist die Zahl der Bischöfe, die bei der Weihe Eifer und Tatkraft im Lehr- und Hirtenamt versprechen, und wir
versprechen es täglich wieder mit Worten. Gebe Gott, dass die Treue zum Gelobten durch das Zeugnis der Tat bestätigt wird!
Die Ernte ist groß. Aber zum Binden der Garben und zum Einbringen in die Scheune sind einer oder wenige nicht genug. Wer
zweifelt daran, dass die römische Kirche Haupt aller Kirchen und Quell der katholischen Lehre ist? Wer wüsste nicht, dass
dem Petrus die Schlüssel des Himmelreiches übergeben wurden? Erhebt sich nicht der
ganze Bau der Kirche auf dem Glauben und auf der Lehre des Petrus, bis wir alle Christus in seiner Vollgestalt entgegengehen
in der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes?
Denkt daran, wie unsere Väter gerettet wurden, wie und unter welchen Bedrängnissen die Kirche wuchs und sich verbreitete,
welchen Stürmen das Schiff des Petrus entgangen ist, weil es Christus zum Steuermann hat, wie jene den Kranz erlangten,
deren Glaube aus der Not um so heller erstrahlte. Auf diesem Weg sind alle Heiligen vorangeschritten, und für immer gilt
das Wort: Wer an einem Wettkampf teilnimmt, erhält den Siegeskranz nur, wenn er nach den Regeln kämpft
(2.
Timotheusbrief 2, 5)
Quelle: Epistola ad suffraganeos Cantiae provinciae 74. In: Migne Patrologia Latina 190, Sp. 533ff, zitiert nach: Monastisches Lektionar. Für die Benediktiner des deutschen Sprachgebietes, Bd. 1,1, St. Ottilien 1981, S. 839f
Zitat von Thomas Becket:
Becket fordert aus dem Exil König Heinrich II. zum Umdenken bezüglich seines Verhältnisses zur Kirche auf:
Weil es sicher ist, dass die Könige ihre Macht von der Kirche empfangen und diese nicht von jenen, sondern von
Christus – gestattet mir, freimütig zu sprechen –, habt Ihr nicht das Recht, den Bischöfen Vorschriften zu machen, jemand
freizusprechen oder zu exkommunizieren, Kleriker vor weltliche Gerichte zu ziehen, über Kirchen und Zehnten zu urteilen,
Bischöfen zu untersagen, Fälle, die Verstoß gegen den Glauben oder Meineid betreffen, zu behandeln, und vieles [andere]
dieser Art, was im sogenannten überlieferten Gewohnheitsrecht niedergeschrieben ist. … Entzieht also, Herr, wenn es Euch
um das Heil Eurer Seele geht, dieser nämlichen Kirche nicht auf irgendeine Weise das, was ihr zusteht, übertretet ihr
gegenüber nicht in irgendeinem Punkt das Recht. Erlaubt ihr vielmehr, in Eurem Königreich die Freiheit zu haben, die sie
bekanntlich auch in anderen Königreichen besitzt! Denkt an Euer Gelübde, das Ihr abgelegt habt und das Ihr in
Westminster schriftlich auf den Altar gelegt
habt, [nämlich] die Freiheit der Kirche Gottes zu wahren, als Ihr von unserem Vorgänger zum König geweiht und gesalbt
wurdet.
Quelle: Epistola ad Henricum II, regem Angliae 179. In: Migne Patrologia Latina 190, Sp. 651 - 653, eigene Übersetzung
Ich bin bereit für meinen Gott zu sterben, damit durch mein Blut die Kirche Freiheit und Frieden erlangen
möge.
(Letzte Worte, 29. Dezember 1170)
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 23.09.2023
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• http://www.glaubenszeugen.de/kalender/b/kalb024.htm - abgerufen am 09.06.2022
• www.elore.com/Gothic/Learning/becket.htm - abgerufen am 09.06.2022
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 9. Herder, Freiburg im Breisgau 2000
• https://www.thewaymagazine.it/society/perche-la-storia-di-thomas-becket-porta-ad-anagni - abgerufen am 09.06.2022
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.