Syrisch-Orthodoxe Kirche
Die Syrisch-Orthodoxe Kirche - oft, meist mit abwertendem Unterton, auch Jakobiten
genannt - führt sich zurück
auf eine der ersten urchristlichen Gemeinden, die in Antiochia - dem heutigen
Antakya -, von
Petrus gegründet wurde, der hier nach der Überlieferung im Jahr 42 seinen Sitz, den
Stuhl Petri
, genommen hatte. Antiochia war auch der Ort,
an dem der bekehrte Paulus sich zuerst aufhielt. In Apostelgeschichte 11, 26
wird berichtet, dass die Jünger Jesu zum ersten Mal in Antiochien Christen genannt wurden
. Von hier aus breitete
sich das junge Christentum in ganz Vorderasien aus.
Kirchliche und theologische Zentren der Syrisch-Orthodoxe Kirche wurden Edessa - das heutige
Şanlıurfa 1
- und das Quros-Gebirge / Tur Abdin in der heutigen Türkei,
wo sich schon in den ersten Jahrhunderten mönchisches Leben entwickelte, also wohl noch vor
Antonius. Das 397 gegründete Kloster Qartamin existiert noch heute,
nun Kloster Mor Gabriel genannt. Neben der
Syrisch-Orthodoxen entstand hier auch die Assyrische Apostolische Kirche des Ostens
; beide anerkannten die Beschlüsse
der Konzile von Ephesus und Chalkedon über die
zwei Naturen Jesu Christi nicht und hielten am
Monophysitismus (besser: Miaphysitismus) fest. Von der Reichskirche wurden sie deshalb
bekämpft, von den einheimischen Nichtchristen, insbesondere den Sassaniden, dafür umso mehr geachtet. Es konnte sich
blühendes kirchliches Leben entwickeln.
Auch nach der Eroberung von Antiochia - dem heutigen Antakya - im Jahr 638 und Edessa - dem heutigen Sanlıurfa - im Jahr 640 durch die Araber behielten diese Christen großen Einfluss, am Hof des Kalifen bekleideten sie hohe Staatsämter, ihre Übersetzungen griechischer Philosophen ins Arabische befruchteten den Islam mit der antiken Kultur und Tradition - über die muslimische Herrschaft in Spanien kamen diese Werke später erst wieder ins Abendland zurück. Im 9. Jahrhundert, unter der Herrschaft der Abassiden, wurde das Wohlwollen der Muslimen aber durch Unterdrückung und Verfolgung beendet. Eine gewisse Blüte gab es zur Zeit der Kreuzzüge, die aber mit dem Einfall der Mongolen unter Dschingis-Khan im 13. und 14. Jahrhundert verlöschte, viele Menschen dieser Kirche fielen Verfolgungen zum Opfer. Auch die dann in dieses Gebiet kommenden muslimischen Kurden - Nachfahren der Meder - unterdrückten die Alteingesessenen. Um die Wende zum 20. Jahrhundert wurden die Syrisch-Orthodoxen von den Türken den Armeniern zugerechnet und fielen gleich denen schrecklichen Pogromen zum Opfer, man schätzt hunderttausende Ermordete; in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts gab es nur noch 130.000 Syrische Christen im Gebiet von Tur Abdin. Seitdem wurden die Verbliebenen in die Auseinandersetzungen zwischen Türken und Kurden hineingezogen, so dass inzwischen nur noch 2000 Christen hier leben. Der Patriarch verlegte deshalb 1959 seinen Amtssitz nach Damaskus in Syrien.
Teil der Syrisch-Orthodoxe Kirche ist auch die traditionsreiche
Malankara Orthodox-Syrische Kirche der
Thomaschristen
in Indien. Die Syrisch-Orthodoxe Kirche ist Mitglied im Ökumenischen Weltrat der Kirchen. Zur
römisch-katholischen Kirche vollzog sich zunehmende Annährung; beim Besuch von Patriarch Ignatius Zakka bei Papst
Johannes Paul II. im Jahr 1984 wurde ein Dokument unterzeichnet, wonach
die Fragen über die Natur Christi nicht mehr kirchentrennend seien;
zugleich wurde pastorale Zusammenarbeit mit gemeinsamer Priesterausbildung und Austausch bei der Sakramentsspendung
vereinbart.
Knapp 200.000 Syrisch-Orthodoxe leben heute im vorderen Orient, etwa 100.000 in Amerika und Australien, ca. 70.000 in Westeuropa. In Deutschland lebten im Jahr 2010 etwa 60.000 Syrisch-Orthodoxe Christen in 53 Pfarreien; 1997 wurde in Warburg bei Höxter das Erzbistum Deutschland gegründet, der Bischofssitz ist dort im ehemaligen Kloster der Dominikaner, das nun Jakob von Sarug geweiht ist.
1 ▲ In Şanlıurfa steht heute die Petrus- und Paulus-Kirche, die 1861 über den Mauern einer Kirche des 6. Jahrhunderts erbaut wurde und bis 1924 in Gebrauch war - bis die syrischen Christen nach Aleppo / Halab flohen. Die Kirche wurde Fabrik, Warenhaus und ist seit der Renovierung 1998 bis 2002 Kulturzentrum; die alten Grabsteine sind im Museum in Şanlıurfa.
Martyrologium und Menologien haben wir in syrischer Sprache, übersetzt ins Französische, in diesem Scan. Das Martyrologium von Rabban Sliba können Sie in diesem Scan lesen.
Bilder aus dem Zafran-Kloster bei Mardin
Bilder aus dem Kloster Mor Gabriel
Nachrichten über das Leben und die Tradition der syrischen Christen im Tur Abdin hat die Facebook-Seite Tur Abdin.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 16.10.2024
Quellen:
• Christa Grengel, Andreas Maurer: An den Orten ihres Ursprungs. In: Evang. Missionswerk in Deutschland (Hg.):
Geschwister im Glauben. Hamburg 2001
• http://www.jesus.de/blickpunkt/detailansicht/ansicht//164233syrisch-orthodoxe-kirche-offenbar-zahlungsunfaehig.html
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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