Katharina von Siena
italienischer Name: Caterina
Familienname: Benincasa
Gedenktag katholisch: 29. April
gebotener Gedenktag
Fest in Europa und im Dominikanerorden
Diözesankalender von Bologna
Gedenktag III. Klasse Im alten Messbuch entspricht die III. Klasse einem gebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Die Feste III. Klasse sind außerhalb der geprägten Zeiten (Advent, Weihnachtsoktav, Fastenzeit, Osteroktav) immer zu feiern, wenn sie nicht von einem Fest I. oder II. Klasse verdrängt werden. Innerhalb der geprägten Zeiten können sie in der Regel nur kommemoriert, aber nicht gefeiert werden.:
30. April, Todestag: 29. April
Tag der Heiligsprechung: 29. Juni
Gedenktag evangelisch: 29. April
Gedenktag anglikanisch: 29. April
Name bedeutet: die Reine (griech.)
Katharina wurde geboren als 24. Kind des wohlhabenden Pelzfärbers Jacopo di Benincasa und seiner Frau Lapa di Puccio di Piagente - die insgesamt 24 Kinder zur Welt brachte. Katharinas Zwillingsschwester starb kurz nach der Geburt. Es war eine Zeit der Bürgerkriege, Machtkämpfe und Familienfehden; der Papst residierte in Avignon, der Adel unterdrückte das Volk, 1348 gab es eine schwere Pestepidemie. Mit sechs Jahren hatte Katharina ihre erste Vision mitten auf der Straße: sie sah Jesus Christus im Ornat des Papstes, umgeben von Petrus, Paulus und Johannes. Mit sieben Jahren legte sie das Gelübde der Jungfräulichkeit ab. Schon als Kind lebte sie asketisch, mit zehn Jahren hatte sie Kontakte zum Dominikanerorden, dem ihr Vetter Tommaso della Fonte beigetreten war. Im Alter von zwölf Jahren sollte sie heiraten, weigerte sich aber, was ihr besonders die Mutter übel nahm. Der Zwist mit der Mutter endete nach drei Jahren, als der Vater über Katharinas Kopf eine weiße Taube schweben sah und daraufhin bestimmte, man solle sie in Ruhe lassen. Als ihr Gesicht durch Pockennnarben entstellt wurde, lebte sie nur noch zurückgezogen zu Hause. Sie ernährte sich von Kräutern und Wasser, fastete wochenlang, betete und übte sich im Schweigen, geißelte sich blutig und schlief wenig.
1363 trat Katharina an San Domenico in Siena
gegen den Willen ihrer Eltern in den Dritten Orden der Dominikaner ein, die
wegen ihres langen schwarzen Umhanges Mantellaten
genannt wurden, und lebte zunächst weiter in asketischer Strenge
gegen sich selbst äußerst zurückgezogen. Sie lernte Brevier und Heiligenleben zu lesen. Ihre radikale Gottsuche faszinierte
andere Männer und Frauen, Laien und Religiöse, die sich ihr anschlossen. Nach einer Vision gab sie ihr zurückgezogenes Leben
auf und widmete sich mit äußerster Hingabe in der Pflege von Kranken und Armen im damaligen
Krankenhaus Santa Maria della Scala und im damaligen
Krankenhaus S. Lazzaro für an Lepra Erkrankte.
In einer mystischen Vision erlebte sie 1367 ihre Vermählung mit Christus und tauschte ihr Herz mit ihm; den Ehering sah sie ihr Leben lang an ihrem Finger. Mit inständigen Gebeten erflehte sie für ihre Eltern die Lösung aus dem Fegefeuer und nahm Peinigungen auf sich. Legenden berichten, wie sie bei einer Teuerung Brot aus dem als verdorben geltenden Mehl buk und damit ihre Umgebung ernähren konnte.
Was nützte es, teuerster Vater, wenn wir die Herrschaft über die ganze Welt besäßen, aber nicht über unsere Laster und Sünden? … Ich bitte Sie, nehmen Sie die göttliche Gerechtigkeit zur Richtschnur in Ihrem Amt. Lassen sie sich beim Rechtsprechen weder durch Zuneigung noch durch Hass, sondern einzig vom göttlichen Recht leiten.
Katharina 1377 an Papst Gregor XI.:
Ich möchte Sie bitten, Frieden zu gewähren unter jeder Bedingung, einzig mit Rücksicht auf Wahrung Ihres Gewissens. Sie müssen auf friedliebende Personen hören, nicht auf Kriegshetzer, selbst wenn man den Krieg nur aus Eifer für die Gerechtigkeit führen sollte.
Mit einigen ihrer Anhänger zog Katharina nun durchs Land. Als im Städtekrieg 1368 zwei ihrer Brüder gefangen genommen wurden, erreichte Katharina deren Freilassung. 1370 erlebte sie Ekstasen und den mystischen Tod in der Nachfolge Christi.
Um eine umfassende Reform der Kirche zu erreichen schrieb sie Briefe an hochgestellte Persönlichkeiten, die sie mitunter drei verschiedenen Sekretären gleichzeitig diktierte. 1373 unterstützte sie den - weithin erfolglosen - Aufruf von Papst Gregor XI. zu einem Kreuzzug. 1374 musste sie ihr ungewöhnliches Verhalten und auch ihre Visionen vor dem Generalkapitel der Dominikaner an Santa Maria Novella in Florenz rechtfertigen, konnte jedoch alle Bedenken ausräumen und durfte fortan in offiziellem Auftrag der Kirche reisen und predigen. Als geistlicher Führer wies ihr das Generalkapitel des Ordens Raimund von Capua zu, der später auch ihre Biografie verfasste.
Katharina arbeitete weiter hingebungsvoll für Arme und Kranke. Bei der
Pflege von Pestkranken im damaligen Krankenhaus
Santa Maria della Scala - darunter ihr Beichtvater Raimund von Capua -
steckte sie sich 1374 an, ließ sich aber nicht von ihrem Tun abhalten. Einem frierenden Bettler gab sie eines Tages ihren
Mantel; kritisiert, dass es unschicklich sei, ohne Mantel auf die Straße zu gehen, antwortete sie: Ich will mich lieber
ohne Mantel als ohne Liebe finden lassen.
Den Verfall der Integrität des KlerusEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat.
Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien.
kritisierte Katharina nachhaltig: Was Christus am Kreuz erwarb, wird
mit Huren vergeudet!
Sie scheute sich nicht, den Herren der Kirche im Namen Gottes den Tod zu wünschen
.
Bewunderung weckten Katharinas Briefe zu spirituellen Fragen. Immer mehr Mystiker, Fromme, Geistliche und Laien, Männer
und Frauen, scharten sich um sie, sie fühlten sich als famiglia
, Familie
, Katharina wurde von ihnen
mamma
, Mutter
genannt. Am 1. April 1375 erfolgte vor dem Kreuz in der Kirche Santa Cristina in
Pisa ihre StigmatisierungAls Stigmatisierung (von griech. „στίγμα, Wundmal”) bezeichnet man, dass eine Person aufgrund ihrer tiefen Versenkung in das Leiden => Jesu dessen Wundmale am eigenen Körper erleidet ohne mechanischen Einfluss von außen. Die erste überlieferte Stigmatisierung erfuhr => Franziskus von Assisi.;
bis zu ihrem Tod waren die Wundmale allerdings nur für Katharina selbst zu erkennen.
1376 reiste Katharina zusammen mit Raimund von Capua nach Avignon, um dort bei Papst Gregor XI. Fürsprache für die im Krieg mit dem Papsttum befindlichen und vom Papst gebannten Florentiner einzulegen. Zwar scheiterte diese Mission, doch war sie wohl daran beteiligt, dass der Papst noch im selben Jahr nach Rom zurückkehrte. Im selben Jahr gründete sie in der Festung Belcaro bei Siena - heute in Privatbesitz -, die ihr von einem Mitglied der Sieneser Familie Vanni geschenkt worden war, ein Reformkloster für Frauen.
In ihren insgesamt 14 Briefen an die Päpste ermunterte Katharina auch zum Aufruf zu einem Kreuzzug und zur Kirchenreform unter dem Gesichtspunkt der Rückkehr zur Reinheit und Armut der Ursprünge; der Korruption eines Großteils der Hierarchie müsse ein Ende gemacht werden, Kardinäle und KlerusEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien. sollten sich mehr um die Seelsorge kümmern. Auf der Rückreise gelang es ihr, in Varazze die Pestepidemie zu beenden; zum Dank dafür wurde eine der Heiligen Dreieinigkeit geweihte Kirche errichtet, das heutige Sanktuarium Santa Caterina.
Schon 1375 vermittelte sie in Florenz im oft gewaltsam ausgetragenen Konflikt zwischen Papst Gregor XI. und der Stadt; sie hielt sich im Kloster Vallombrosa bei Florenz auf und wirkte dann daran mit, dass der neue Papst Urban VI. 1378 tatsächlich einen Friedensvertrag schloss. Katharina begab sich wieder nach Siena, begann wieder zu meditieren und sich um die Hilfsbedürftigen zu kümmern. 1378 unterstützte sie den nach umstrittener Wahl ins Amt gekommenen neuen Papst Urban VI. und seine Reformideen. Im selben Jahr brach das Abendländische Schisma aus. Katharina ging wieder nach Rom, um beim Papst für die Einheit der Kirche einzutreten und verfasste Briefe an Adressaten in ganz Europa mit Werbung für die Unterstützung des rechtmäßigen Papstes.
Die letzten Jahre ihres Lebens musste Katharina das Scheitern ihrer in Papst Urban gesetzten Hoffnungen auf Kirchenreform
erleben; ihre Briefe bezeugen nun ihre Gefühle der Ohnmacht und Verzeiflung angesichts der gespaltenen Kirche. Katharina
ernährte sich nur noch von der EucharistieDie Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi.
Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23.;
auch durch das jahrelange Fasten konnte ihr Magen keine Nahrung mehr aufnehmen. Ihr körperlicher Zustand verschlechterte
sich, unter Schmerzen siechte sie monatelang dahin, konnte ab Januar 1380 keine Nahrung und noch nicht einmal klares Wasser
zu sich nehmen. Auch nach einer Hirnblutung ging sie täglich zwei Kilometer weit in den
Petersdom von Rom, wo sie auch nach mancher
Überlieferung starb; tatsächlich war ihr Sterbezimmer aber ein Raum im heutigen
Palazzo Santa Chiara; dieser wurde samt seiner
Mauern 1630 ins nahe Dominikanerkloster übertragen; dort wurde er hinter der Sakristei
der Kirche Santa Maria sopra Minerva originalgetreu
als Kapelle wieder aufgerichtet. Katharinas letzten Worte waren Sangue, Sangue
, Blut, Blut
.
Katharinas Leichnam ist in der Dominikanerkirche
Santa Maria sopra Minerva in Rom in einem
Glasschrein aufbewahrt. Ihr Körper war, als er 1430 exhumiert wurde, noch immer unversehrt. Mit päpstlicher Erlaubnis wurde
der Leichnam zerteilt, um Reliquien zu erhalten; dies wurde zum letzten Mal 1855
wiederholt, als ihre Überreste noch immer erstaunlich gut erhalten waren. In der Basilika
San Domenico in Siena werden in einem
Marmor-ZiboriumDas Ziborium, lateinisch für Trinkbecher
, ist ein in der katholischen und den orthodoxen Kirchen benutztes Gefäß zur Aufbewahrung der geweihten Hostien, benützt v. a. bei Haus- und Krankenkommunion.
ein in Silber gefasster Finger und der Kopf der Heiligen aufbewahrt; die Reliquie ihres linken Fußes bewahrt die
Dominikanerkirche Santi Giovanni e Paolo in Venedig.
Katharina hinterließ etwa 380 von ihr zwischen 1370 und 1380 diktierte Briefe, den um 1378 - in nahezu ständiger Ekstase
- diktierte Dialogo della Divina Provvidenza
, Dialog über die Göttlichen Vorsehung
- auch als Libro della
divina dottrina
, Buch der göttlichen Lehren
bekannt -, und 26 von ihren Schülern aufgeschriebene Gebete. Ihre
Schriften sind von einzigartiger Mystik über den Bräutigam Jesus Christus
und seines Blutes geprägt; dahinter steht der stete Verweis auf das göttliche Erlösungswerk. Ihre Visionen vom blutigen
Opfertod Christi sind drastisch, damit soll die erlösende Liebe umso deutlicher werden.
Katharina gilt in Italien als die größte Frau der Kirchengeschichte
. Erhalten sind 381 ihrer Briefe als Zeugnisse
mystischer Theologie. Als ihr literarisches Hauptwerk gilt das 1378 vollendete, zwischen 1472 und 1475 gedruckte Traktat
Libro della divina provvidenza
, Buch über die göttliche Vorsehung
, auch Il dialogo
, Dialog
,
genannt. In dieser Schrift richtet Katharinas Seele vier Bitten an den Herrn:
um die Gnade der Buße für sich selbst, um die Reform der Kirche, um den Frieden in der ganzen Welt und v. a. zwischen den
Christen; dass die göttliche Vorsehung sich aller Menschen annehme.
In der Geschichte der Kirche nimmt Katharina eine besondere Rolle ein, da sie als Frau zur Ratgeberin von Päpsten wurde.
Ihr Wirken für die Rückkehr des Papstes nach Rom
ist nur mit demjenigen von Birgitta von Schweden
vergleichbar. Die wichtigsten Zeugnisse über ihr Leben sind - abgesehen von ihren eigenen Werken - die von
Raimund von Capua 1385 bis 1389 verfasste Legenda maior
,
große Legende
und die von Tommaso Caffarini Anfang des 15. Jahrhunderts geschriebene Legenda minor
, kleine
Legende
.
Katharinas Geburtshaus wurde schon kurz nach
ihrem Tod von der Stadt Siena erworben und zum Oratorium Santa Caterina in
Fontebranda
umgebaut. Vom heutigen Zugang
zum Komplex Santa Caterina aus erreicht man das Oratorium della Cucina
, ursprünglich die Küche der Familie Benincasa,
1482/1483 von der Bruderschaft der Heiligen in einen Versammlungsraum umgewandelt wurde; unter dessen Altar sind die Reste
des Herdes erhalten, auf dessen Glut Katharina in Ekstase geriet und unverletzt blieb. Gegenüber ist die Kirche del
Crocifisso
, errichtet von 1614 und 1623 auf dem Garten der Familie; dort wird das wundersame Kruzifix verwahrt, vor dem
Katharina 1375 die StigmataAls Stigmatisierung (von griech. „στίγμα, Wundmal”) bezeichnet man, dass eine Person aufgrund ihrer tiefen Versenkung in das Leiden => Jesu dessen Wundmale am eigenen Körper erleidet ohne mechanischen Einfluss von außen. Die erste überlieferte Stigmatisierung erfuhr => Franziskus von Assisi.
erhielt und das aus Pisa hierher gebracht wurde.
Kanonisation:
Katharinas Heiligsprechung erfolgte am 29. Juni 1461 durch Papst Pius II., die
Ernennung zur Schutzpatronin Roms am 8. März
1866 durch Papst Pius IX., die zur Patronin Italiens am 18. Juni 1939 durch
Papst Pius XII. und die zur Kirchenlehrerin 4. Oktober 1970 durch Papst
Paul VI. 1999 wurde sie von Papst
Johannes Paul II. zusammen mit
Birgitta von Schweden und
Edith Stein zur Schutzheiligen Europas erklärt.
Attribute:
Dominikanerhabit, (flammendes) Herz, StigmataAls Stigmatisierung (von griech. „στίγμα, Wundmal”) bezeichnet man, dass eine Person aufgrund ihrer tiefen Versenkung in das Leiden => Jesu dessen Wundmale am eigenen Körper erleidet ohne mechanischen Einfluss von außen. Die erste überlieferte Stigmatisierung erfuhr => Franziskus von Assisi.,
Rosenkranz, Totenkopf
Patronin
von Europa, Italien, Rom und
Siena; der Krankenschwestern, Wäscherinnen
und Pfarramtssekretärinnen; der Sterbenden, der Laien im Dominikanerorden; für Vorsorge gegen Feuer; gegen Kopfschmerzen
und Pest
Worte der Heiligen
Jesus Christus ist die Brücke zum wahren Leben:
Da zeigte mir Gott, mit welcher Liebe er den Menschen geschaffen hatte und sagte: …
Aus ihm [Jesus, meinem Sohn]
habe ich eine Brücke gemacht, damit ihr alle hinüber gelangen könnt, um die Frucht eurer Mühen zu empfangen und zu genießen.
Wisset, Kinder, dass der Weg abgebrochen war durch Adams Sünde des Ungehorsams, und
auf diese Weise niemand zu seinem Ziel gelangen konnte. So verwirklichte sich meine Wahrheit nicht, denn ich hatte ihn
geschaffen nach meinem Bild und Gleichnis, damit er das ewige Leben erlange und an meiner höchsten und ewigen Güte
teilhabe und von ihr koste. Jene Schuld brachte Dornen und Disteln der Drangsal hervor und einen Fluss, der ständig seine
Wellen schlägt: Deshalb habe ich euch die Brücke meines Sohnes gegeben, auf dass ihr, wenn ihr den Fluss überschreitet,
nicht ertrinkt. Doch öffnet das Auge des Geistes und seht, wie er vom Himmel zur Erde reicht; denn von der Erde aus hätte
man sie nicht von solcher Länge machen können, dass sie zur Überquerung des Flusses hingereicht und euch das Leben
verliehen hätte. So verband er, das heißt die göttliche Natur, die Höhe des Himmels mit der Erde eurer Menschheit. Ihr
müsst euch also an diese Brücke halten, indem ihr die Verherrlichung meines Namens im Heil der Seelen sucht, in Pein die
großen Mühen aushaltet, den Spuren jenes süßen und liebevollen Wortes folgend. Ihr seid meine Arbeiter, die ich in den
Weinberg der heiligen Kirche zur Arbeit geschickt habe: ihretwegen will ich der Welt Barmherzigkeit widerfahren lassen.
Habt aber Acht, dass ihr nicht unten durch gehen wollt, denn dort geht nicht der Weg der Wahrheit. Weißt du, wer jene sind,
die unterhalb dieser Brücke durchgehen? Dies sind die schändlichen Sünder, für die ich euch bitte, zu mir zu beten, und
für die ich euch Tränen und Schweiß zu vergießen heiße; denn sie liegen in der Finsternis der Todsünde danieder. Diese
gehen durch den Fluss und langen in der ewigen Verdammnis an, wenn sie nicht endlich mein Joch annehmen und auf sich legen.
… Nachdem sie gesehen hatte, auf wie viele verschiedene Weisen die Seele untergehen konnte, sprach die ewige Wahrheit:
Blicke auf jene, die über die Brücke des gekreuzigten Christus gehen.
Und sie sah viele, die liefen ohne jegliche
Mühe, denn sie waren frei vom Gewicht des Eigenwillens; und dies waren die wahren Kinder. Sie hatten sich selbst gelassen
und gingen in sehnsüchtigem Verlangen dahin, nur die Ehre Gottes und das Heil der Seelen suchend. Am Fuße ihrer
Liebesneigung - sie hielten ihn umfangen und gingen über Christus den Gekreuzigten, der ihnen Brücke war - sprudelte
Wasser hervor und die Dornen waren durch ihre Füße niedergetreten, ohne dass es ihnen weh getan hatte, das heißt, sie
achteten in ihrem Sinn nicht auf die Dornen der zahlreichen Verfolgungen, sondern fanden sich in wahrer Geduld ab mit dem
Wohlstand der Welt; er besteht aus jenen grausamen Dornen, die der Seele den Tod geben, besitzen sie ihn [den Wohlstand]
in ungeordneter Liebe. Sie missachteten ihn wie Gift und waren nur darauf bedacht, sich am Kreuze mit Christus zu verweilen,
denn er war ihr einziges Vorbild.
Quelle: L. Gnädinger (Hrsg.): Caterina von Siena. Olten - Freiburg 1980, S. 202 - 205
Zitate von Katharina von Siena:
Alles, was ist, kommt von Gott; und darum kann nichts, was ihm [dem Menschen] geschieht, weder
Versuchungen noch Schicksalsschläge, noch Misshandlungen und Beschimpfungen, noch irgend sonst etwas, ihn aus der Fassung
bringen; sondern er gibt sich zufrieden, ja er hält seine Prüfungen in Ehren, weil sie ihm von Gott geschickt sind und uns
gegeben sind zu unserem Heil, und aus Liebe, nicht aus Hass.
Jesus ist ein süßer Meister, der uns in seiner Lehre unterrichtet, indem er den Lehrstuhl des heiligsten Kreuzes
besteigt.
Hefte deine Liebe an das Kreuz Jesu; es ist die Barke, es ist der Hafen, der zum Heile führt.
Der Herr selbst sagte zu seiner Dienerin:
Damit die Frucht eurer Handlungen reichlicher und köstlicher sei,
bearbeite ich euch durch zahllose Trübsale, Beschimpfungen, Beleidigungen, Schmach, Verachtung und Vorwürfe, durch Worte
und Handlungen, durch Hunger und Durst, so wie es meiner Güte gefällt und nach Maßgabe dessen, was jeder zu tragen fähig
ist. Das Leiden ist die Probe, nach der sich die Vollkommenheit oder Unvollkommenheit der Seele beurteilen lässt.
Quelle: A. Kolb (Hrsg.): Die Briefe der hl. Catarina von Siena, Berlin 1906, S. 70f
J. Leclercq und A. Kaufmann (Übersetzung): Die Mystikerin des Apostolates St. Katharina v. Siena. Vechta i. O. 1929,
S. 220 - 223
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Unter dem Titel (Link mit Vergütung)
Ein geistlicher Rosengarten
veröffentlichte Thomas Brakelmann Katharinas - von Raimund von Capua
verfasste - Lebensgeschichte auf Deutsch in einer kritischen Edition und mit umfangreichen Erläuterungen zu Person und
Wirken.
In der Reihe der Gesamtausgabe von Katharinas Werken erschein 2009
(Link mit Vergütung)
An die Männer der Politik - Sämtliche
Briefe
, herausgegeben von Werner Schmid.
Eine Fundgrube mit Arikeln zur Biografie von Katharina, vielen Texten und Zitaten von ihr sowie Texten über sie ist die Internetseite Caterina von Siena von Pater Mag. Werner Schmid..
Als Sonderheft hat die Gemeinschaft St. Joseph eine Broschüre über Die Stationen des Lebens von Katharina - Siena, Pisa, Avigon, Val d´Orcia, Florenz und Rom - herausgegeben.
Schriften von Katharina gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Das
Sanktuarium Santa Caterina in Siena ist täglich
von 9 Uhr bis 12.30 Uhr und von 15 Uhr bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. (2022)
Die Kirche Santa Maria Novella in Florenz
und das angeschlossene Museum sind freitags, samstag und montags von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet, sonntags von 13 Uhr bis
17 Uhr, der Eintritt für beide beträgt 7,50 €. (2020)
Die Kirche Santa Maria sopra Minerva in Rom
ist täglich von 6.40 Uhr bis 19 Uhr, sonntags erst ab 8 Uhr, samstags und sonntags mit Pause von 12.30 Uhr bis 15.30 Uhr
geöffnet. (2017)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
Artikel kommentieren / Fehler melden
Suchen bei amazon: Bücher über Katharina von Siena
Wikipedia: Artikel über Katharina von Siena
Fragen? - unsere FAQs antworten!
Impressum - Datenschutzerklärung
Schauen Sie sich zufällige Biografien an:
Menrich Meinrich
Gerold von Lübeck
Nestor entfernteren Höhlen
Unser Reise-Blog:
Reisen zu den Orten, an denen die
Heiligen lebten und verehrt werden.
Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 01.06.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart /
Weimar 2000
• http://www.wochenspiegel-paderborn.de/allgemein/heilige-patrone-europas-in-den-neuen-fenstern-im-hohen-dom_2007-10-12_29176.shtml
nicht mehr erreichbar
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996
• Adelheid M. von Hauff: Die Mystikerin Katharina von Siena. Deutsches Pfarrerinnen-und Pfarrerblatt 4/2022, S. 225 - 229
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.