Antonius von der heiligen Anna Galvão de França
portugiesischer Name: Antonio de Santana
Gedenktag katholisch: 23. Dezember
nicht gebotener Gedenktag im Orden der Franziskaner-Observanten: 24. Oktober
Name bedeutet: der vorne Stehende (latein.: aus dem Geschlecht der Antonier)
Antonius' Vater Antonio Galvão de França war ehemaliger Hauptmann der Stadtmiliz und gehörte dem 3. Orden der Franziskaner und der Karmeliten an. Er betrieb ein Handelsgeschäft und war wegen seiner Freigiebigkeit bekannt. Die Mutter, Isabel Leite de Barros, brachte elf Kinder zur Welt, verstarb aber schon im Alter von 38 Jahren. Antonius erhielt ab 1752 eine solide humanistische Ausbildung in Belém im Seminar der Jesuiten, wo schon sein Bruder zur Schule ging. Wegen der politischen Einschränkungen gegenüber den Jesuiten und der Enteignung ihrer Besitztümer schloss er sich nicht diesem Orden an, sondern ging zu den durch Petrus von Alcántara reformierten unbeschuhten Franziskanern ins Kloster in Taubaté, nicht weit von seiner Heimatstadt.
1760 begann Antonius sein Noviziat im Bonaventura geweihten
Franziskaner-Minoritenkloster in
Rio de Janeiro, 1761 legte er seine Gelübde
ab, 1762 wurde er zum Priester geweiht. Besonders am Herzen lag ihm die Lehre von der
Unbefleckten Empfängnis Marias, den Namen ihrer Mutter
Anna wählte er auch als Ordensnamen. Er kam nun nach
São Paulo, um seine philosophischen und
theologischen Studien zu vertiefen und um sich auch in der Seelsorge einzuüben. 1766 übereignete er sich der
Mutter Gottes als ihr Sohn und ewiger Diener und unterzeichnete dieses Dokument mit
seinem eigenen Blut. 1768 wurde er zum Prediger, Beichtvater für die Laien und zum Pförtner des Klosters ernannt. Er wurde
ein gefragter Beichtvater und wurde zu Kranken gerufen, oft legte er dann bis zu 60 Kilometer zu Fuß zurück, auch um zu
predigen oder Beichten zu hören. Weil sehr viele Kranke zu ihm kamen, folgte er eines Tages einer Eingebung und schrieb
auf einem kleinen Streifen aus Reispapier auf Latein ein Stossgebet: Nach deiner Geburt, o Jungfrau, bliebst du
unbefleckt; Heilige Gottesmutter, bitte vermittelnd für uns
und faltete das Papier zu einer Pille zusammen; diese habe
Heilungen von Krebskranken, von Menschen mit Nierensteinen und von Frauen mit komplizierten Schwangerschaften bewirkt und
vielen bisher kinderlosen Ehepaaren zum ersehnten Nachwuchs verholfen.
1769 wurde Antonius von der heiligen Anna Seelenführer einer Gruppe von im Zölibat
und in Klausur lebenden Laienfrauen namens As Recolhidas de Santa Teresa
, in Zurückgezogenheit Lebende von der
Heiligen Teresa
in
São Paulo. Schwester Helena Maria do Espírito
Santo aus dieser Gemeinschaft erzählte ihm von ihren Visionen, ein neues Haus zu gründen. Antonius half, die alte Kapelle
von Nossa Senhora da Luz zur Neugründung im Jahr 1774 zu verwenden und eine gemeinschaftliche Einsiedelei nach den Regeln
des Karmelitenordens zu bilden. Die Gemeinschaft wuchs, nach dem Tod von Schwester
Helena stand sie unter der alleinigen Leitung von Antonius; die Gebäude wurden erweitert, die dazugehörige Kirche konnte
am Tag der Himmelfahrt der Maria 1802 eingeweiht werden. Antonius verfasste
die Statuten der Gemeinschaft.
Vom Gouverneur von São Paulo wurde Antonius
ins Exil geschickt, weil er dessen Sohn, der einen Soldaten zum Tode verurteilen ließ, kritisiert hatte. Nach kurzem
Aufenthalt in Rio de Janeiro konnte er aber
auf Grund der Proteste der Bevölkerung zurückkehren. 1798 wurde er zum Guardian des
Franziskanerklosters in São Paulo ernannt, konnte aber auch weiterhin als
geistlicher Berater der Schwestern und der Bevölkerung der Stadt tätig sein. Im selben Jahr erklärte ihn der Senat der
Stadt São Paulo zum Mann des Friedens und der Nächstenliebe
.
1802 wurde Antonius Berater des Provinzials beim Apostolischen NuntiusDer Apostolische Nuntius ist der Botschafter des Staates Vatikanstadt in einem Land. Zugleich vertritt er den Papst als Kirchenoberhaupt gegenüber den Ortskirchen dieses Landes. von Portugal; die Ämter des Generalvisitators und des Vorsitzenden des Ordenskapitels musste er auf Grund seines schlechten Gesundheitszustandes ablehnen. Auf Bitten des Bischofs von São Paulo gründete er 1811 die Frauenklausur von der Heiligen Clara in Sorocaba im Bundesstaat São Paulo. Als seine Kräfte nachließen und er nicht mehr täglich von seinem Kloster zum Haus der Schwestern von Nossa Senhora da Luz hin und zurück gehen konnte, erhielt er die Erlaubnis, im Schwesternhaus bleiben zu können, wo er in einem Zimmer hinter dem TabernakelDer Tabernakel (latein für Hütte, Zelt) ist in den katholischen Kirchen ein - künstlerisch gestaltetes - Sakramentshaus mit verschließbarer Tür; er dient als Aufbewahrungsort der in der Heiligen Messe gewandelten Hostien und des Weines, die nach katholischem Glauben Leib und Blut Christi sind. Das ewige Licht am Tabernakel zeigt die Aufbewahrung der Eucharistie im Tabernakel an. der Kirche starb.
Antonius wurde in der Kirche des Schwesternheims, die er selbst erbauen ließ, beigesetzt. Sein Grab wird noch heute von
zahlreichen Gläubigen besucht; der von Antonius errichtete Gebäudekomplex des Klosters wurde 1988 durch die UNESCO zum
Weltkulturerbe
erklärt. Die Nonnen des Klosters da Luz in
São Paulo stellen heute täglich 5000
Reispapierpillen mit dem Stoßgebet an Maria her und verteilen sie den Pilgern.
Kanonisation: Antonius von der heiligen Anna wurde am 25. Oktober 1998 durch Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Die Heiligsprechung erfolgte durch Papst Benedikt XVI. am 11. Mai 2007 auf dem Flughafen Campo de Marte in São Paulo. Antonius ist der erste gebürtige Brasilianer, der zur Ehre der Altäre der katholischen Kirche erhoben wurde.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 15.10.2019
Quellen:
• Eduardo Hoornaert u. a. ( Hrg.): História da Igreja no Brasil - Ensaio de Interpretação a partir do Povo - Primeira
Época, Editora Vozes, Petrópolis 1977 - Pater Rainer Kröger, E-Mail vom 10. April 2007
• http://www.kath.net/detail.php?id=16726
• Wolfgang Kunath: Die Welt darf nicht so sein, wie sie ist. Stuttgarter Zeitung, 12. Mai 2007
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.