Ökumenisches Heiligenlexikon

Cyrill von Alexandria

koptischer Name: Ⲕⲩⲣⲓⲗⲗⲟⲥ ⲡⲓϩⲟⲩⲓⲧ ⲡⲓⲛⲓϣϯ ⲡⲁⲡⲁ ⲛ︦ⲧⲉⲣⲁⲕⲟϯ / Ⲕⲓⲣⲓⲗⲗⲟⲥ - Kyrillos pihouit pinischti papa nterakoti, Kyrillos der Große, erster alexandrinischer Papst

1 Gedenktag katholisch: 27. Juni
nicht gebotener Gedenktag
nicht gebotener Gedenktag in Mailand, im Ambrosianischen      Die Ambrosianische Liturgie entstand im 8. Jahrhundert unter orientalischem Einfluss, sie wird auf Ambrosius von Mailand zurückgeführt, von dem wohl die meisten Texte auch stammen. Sie wird v. a. in der Kirchenprovinz Mailand und im Bistum Lugano benutzt. Karl Borromäus förderte diese Sonderform, im Mittelalter wurde aus ihr auch die Gleichwertigkeit des Mailänder Erzbistums gegenüber Rom abgeleitet. Teil des Bistums Lugano und im Bistum Pelplin in Polen: 26. Juni
Gedenktag III. Klasse      Im alten Messbuch entspricht die III. Klasse einem gebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Die Feste III. Klasse sind außerhalb der geprägten Zeiten (Advent, Weihnachtsoktav, Fastenzeit, Osteroktav) immer zu feiern, wenn sie nicht von einem Fest I. oder II. Klasse verdrängt werden. Innerhalb der geprägten Zeiten können sie in der Regel nur kommemoriert, aber nicht gefeiert werden.
: 9. Februar, Todestag: 28. Januar

1 Gedenktag anglikanisch: 27. Juni

1 Gedenktag orthodox: 18. Januar, 9. Juni
bedacht in der Proskomidie      Die Proskomidie ist die Vorbereitung der Gaben Brot und Wein vor der Eucharistie in den Orthodoxen Kirchen

1 Gedenktag armenisch: 18. Januar
liturgische Feier am 6. Samstag nach dem Kreuzerhöhungssonntag
und am 1. oder 2. Samstag nach Theophanie (8. Gedenktag im Theophaniefestkreis)

1 Gedenktag koptisch: 27. Juni
bedacht in der Basilius-Anaphora      Als Anaphora (griechisch: Erhebung) wird das Hochgebet bezeichnet, das liturgisch auf das Abendmahl hinführt.

1 Gedenktag äthiopisch-orthodox: 18. Januar, 27. Juni

1 Gedenktag syrisch-orthodox: 18. Januar, 9. Juni, 27. Juni, 30. Juni, 30. Juli, 24. November
bedacht in der Basilius-Anaphora      Als Anaphora (griechisch: Erhebung) wird das Hochgebet bezeichnet, das liturgisch auf das Abendmahl hinführt.

Name bedeutet: der Herrliche (griech.)

Patriarch von Alexandria, Kirchenlehrer / -vater
* um 380 in Alexandria in Ägypten
27. Juni 444 daselbst


Der hervorragend ausgebildete Cyrill, Neffe von Patriarch Theophilos I. von Alexandria, wurde nach fünf Jahren als Einsiedler in der Sketische Wüste 412 Nachfolger seines Onkels als Patriarch von Alexandria. Schon 403 hatte er Theophilos zur Eichen-SynodeSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. nach Chalkedon - dem heutigen Stadtteil Kadıköy in Ístanbul - begleitet. Cyrill war ein großer Theologe, der sich sein Leben lang der Bibelauslegung und der Verteidigung der Glaubenslehre widmete; er kämpfte gegen die Irrlehren des Arianismus und des Nestorianismus und für die Bezeichnung der Maria als Gottesgebärerin.

Cyrills Theologie war an den Lehren des Athanasios von Alexandria ausgerichtet. Er sprach von der vernunftbegabten menschlichen Seele Christi und in einem Brief an Nestorius erklärte er die Einheit der Personen in Christus so, dass der sich auch im Leiden seine göttliche Natur bewahrt habe und sich das menschliche Leiden dennoch so sehr angeeignet habe, dass auch dieses wesensmäßig zu ihm gehöre. Er betont wiederholt die volle Einheit des Seins bei Christus im Gegensatz zur von Nestorius vertretenen, nur moralischen Einheit. Beide Kontrahenten wandten sich an Rom, Papst Coelestin I. entschied 430 gegen Nestorius: Cyrill erhielt den Auftrag, Nestorius als Patriarchen von Konstantinopel abzusetzen, falls der nicht binnen 10 Tagen widerrufe. Cyrill hielt daraufhin eine SynodeSynode (altgriech. für „Zusammenkunft”) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden „Konzil” und „Synode” synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. ab, die seiner Verwerfung von 12 Sätzen des Nestorius zustimmte.

Auf Nestorius' Bitte berief Kaiser Theodosios II. 431 das Konzil von Ephesus ein, das Cyrill leitete. Cyrill eröffnete es noch vor dem Eintreffen der orientalischen Bischöfe, fungierte als unerbittlicher Vorsitzender und setzte so durch, dass Nestorius' Lehren verworfen wurden. Die Vertreter aus Antiochia - dem heutigen Antakya - stimmten nicht zu und hielten ein Gegenkonzil ab, 433 einigte sich Cyrill mit ihnen auf die Unionsformel der Lehrer aus Antiocha, wonach Christus doppelt wesensgleich, nämlich mit Gott und mit den Menschen, aber dennoch einer ist; er hielt aber an der Rede von der einen menschgewordenen Natur des Logos und der Gottesgebärerin Maria fest; das in Christus existierende vollständige Menschliche mochte er nicht als Natur bezeichnen. Diese Lehre wurde beim Konzil von Chalkedon 451 bestätigt.

Kaum ein anderer hat die Grundentscheidungen der frühen Konzile so geprägt wie Cyrill. Als Folge seiner eindeutigen Position entstand aber eine eigenständige nestorianische Kirche und kam es zur Spaltung mit den monophysitischen Kirchen wie der Syrisch-Orthodoxen Kirche, der Koptischen oder der Armenischen Kirche.

Cyrill verfolgte einen gnadenlosen Kurs gegen alle, deren Standpunkte er als unverträglich mit der christlichen Gemeinde der Stadt erachtete. So veranlasste er die Plünderung und Schließung der Kirchen der Novatianer. Als Vergeltung für jüdische Angriffe forderte er die Christen von Alexandria zu einem Judenpogrom auf, der das Ende der jüdischen Gemeinde in dieser Weltstadt bedeutete; dabei wurde 415 auch die berühmte Philosophin Hypatia umgebracht, die sogar vom Kirchengeschichtsschreiber Sokrates Scholasticus als schöne, weise und tugendhafte Frau gerühmt worden war; Ihre Wesenszüge gingen in die Legende der Katharina von Alexandria ein.

Fresko: Cyrill und Timotheus, im Kloster Gračanica im Kosovo
Fresko: Cyrill und Timotheus, im Kloster Gračanica im Kosovo

Im Kampf gegen das von Antonius begründete ägyptische Mönchstum vermischten sich bei Cyrill machtpolitische Motive und Sorge um den rechten Glauben. Den mönchischen Kreisen wird anlässlich seines Todes das Zitat zugeschrieben: Endlich, endlich ist dieser schlimme Mann gestorben. Sein Abschied erfreut die Lebenden, aber er wird die Toten betrübt haben.

Cyrills Verehrung beruht weniger auf seinen Taten als auf seiner theologischen Klarheit und seiner fundierten Bibelauslegung, die in seinen Schriften belegt ist. Schon sein frühes Werk Über Anbetung und Verehrung in Geist und Wahrheit zeigt Ideenreichtum und Scharfsinn. Er verfasste eine Auslegung des Buches des Propheten Jesaja, einen Kommentar zu den zwölf kleinen Propheten und einen umfangreichen Kommentar zum Evangelium des Johannes. Von seiner Widerlegung der drei Bücher des Kaisers Julian Apostata Gegen die Galiläer sind die ersten 10 Bücher und weitere Fragmente erhalten, außerdem die Osterfestbriefe für die Jahre 414 bis 442.

Kanonisation: Cyrill wurde 1882 von Papst Leo XIII. zum Kirchenlehrer ernannt, in der orthodoxen Kirche zählt er zu den Kirchenvätern.

Worte des Heiligen

Cyrill, der während seiner Amtszeit ständig in theologische Auseinandersetzungen verwickelt war, warnt vor Häresien, die von Christus schon vorhergesagt worden sind:
Die Jünger der Ärzte kennen prophylaktische Mittel gegen Krankheiten und wissen durch ihre Kunst den drohenden Schaden abzuwehren und durch Mischung verschiedener Arzneien die Bösartigkeit der Krankheiten zu überwinden. Auch die Steuermänner können oft, durch Erfahrung belehrt, den Umschwung der Winde voraussehen und durch Anwendung der erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen ihr Schiff mit Gottes Hilfe vor dem Untergang bewahren.
Eine gleiche Vorsorge will Gott für unsere Seele treffen, wenn er uns die Gefahr der Versuchungen vorhersagt, damit wir, über die Schädlichkeit der Versuchung im Voraus unterrichtet, der Gefahr derselben sicher zu entrinnen vermögen. Gott weiß ja alles, bevor es geschieht, und braucht nicht wie jene durch Mutmaßung zu erschließen, was nützlich sei, sondern erkennt das Zukünftige kraft göttlichen Vorherwissens. So hat er uns auch vor der Zeit die Strafen des Gerichtes kundgemacht, auf dass wir, durch die Furcht vor den Schrecknissen gewarnt, umso leichter der Bestrafung entgehen. Zu allem andern hat er auch dies vorhergesagt, dass falsche Christusse und falsche Lehrer auftreten werden, die da Verderben bringende Häresien einführen, indem sie unseren alleinigen Herrn und Meister Jesus Christus leugnen, und dass viele ihren Gottlosigkeiten Gehör schenken und den Glanz der Wahrheit lästern werden. So sollen wir, wenn diese kommen, uns nicht täuschen und von ihren heillosen Lehren einnehmen lassen.
Die Vorhersagung ist auch tatsächlich in Erfüllung gegangen. Denn viele Häresien haben sich im Laufe der Zeit gegen die Kirche Gottes erhoben, mit mannigfachen Versuchen, den rechten Glauben zu zerstören.

Quelle: Cyrill: Wider die Gegner des Namens Gottesgebärerin 1 - 2. In: Patrologia Graeca 76, Sp. 255 - 258 = Bibliothek der Kirchenväter, 2. Reihe, Bd. 12, S. 207f; bearbeitet

Hymnus von Cyrill auf die Gottesgebärerin:

Gruß dir, Maria, Gottesmutter, ehrwürdiger Schatz der ganzen Welt,
unauslöschliches Licht, Krone der Jungfräulichkeit, Zepter der Rechtgläubigkeit, unzerstörbarer Tempel, Gefäß des Unfassbaren, Mutter und Jungfrau,
durch dich wird in den heiligen Evangelien hoch gelobt,
der da kommt im Namen des Herrn.

Gruß dir, die du den Unfassbaren im heiligen, jungfräulichen Schoß geborgen,
durch dich wird die Dreifaltigkeit gepriesen und angebetet,
durch dich wird das Kreuz ehrwürdig genannt und verehrt auf der ganzen Welt,
durch dich frohlockt der Himmel,
durch dich freuen Engel sich und Erzengel,
durch dich werden die bösen Geister in die Flucht gejagt,
durch dich ist der Versucher, der Teufel, aus dem Himmel gestürzt,
durch dich wird das gefallene Geschöpf in den Himmel erhoben,
durch dich ist die ganze Schöpfung, in Götzenwahn gefangen, zur Erkenntnis der Wahrheit gelangt,
durch dich wird den Gläubigen die heilige Taufe zuteil,
durch dich das Öl der Freude,
durch dich sind Kirchen gegründet auf der ganzen Welt,
durch dich werden die Völker zur Umkehr geführt.

Doch was braucht es viele Worte:
Durch dich ist der einzig geborene Sohn Gottes als Licht aufgestrahlt denen, die in Finsternis und Todesschatten sitzen,
durch dich haben die Propheten geweissagt,
durch dich verkünden die Apostel den Völkern das Heil,
durch dich werden die Toten erweckt,
durch dich herrschen die Könige,
durch die heilige Dreifaltigkeit.

Quelle: Cyrill: Vierte Homilie von Ephesus. Nach: Wilhelm Geerlings u. Gisbert Greshake (Hrsg.): Quellen des geistlichen Lebens, Bd. 1 - Die Zeit der Väter. Matthias-Grünewald-Verlag, Ostfildern 2008, S. 241f

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

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Werke von Cyrill auf Deutsch gibt es in der Bibliothek der Kirchenväter der Université Fribourg.

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 04.03.2024

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• P. Ezechiel Britschgi: Name verpflichtet. Christiana, Stein am Rhein, 1985
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• https://www.oca.org/saints/lives/2024/06/09/101595-saint-cyril-archbishop-of-alexandria - abgerufen am 04.02.2024
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 2. Herder, Freiburg im Breisgau 1994

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.