Ökumenisches Heiligenlexikon

Katharina von Siena

italienischer Name: Caterina
Familienname: Benincasa

1 Gedenktag katholisch: 29. April
gebotener Gedenktag
Fest in Europa und im Dominikanerorden
Diözesankalender von Bologna
Gedenktag III. Klasse      Im alten Messbuch entspricht die III. Klasse einem gebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Die Feste III. Klasse sind außerhalb der geprägten Zeiten (Advent, Weihnachtsoktav, Fastenzeit, Osteroktav) immer zu feiern, wenn sie nicht von einem Fest I. oder II. Klasse verdrängt werden. Innerhalb der geprägten Zeiten können sie in der Regel nur kommemoriert, aber nicht gefeiert werden.
: 30. April, Todestag: 29. April
Tag der Heiligsprechung: 29. Juni

1 Gedenktag evangelisch: 29. April

1 Gedenktag anglikanisch: 29. April

Name bedeutet: die Reine (griech.)

Ordensfrau, Mystikerin, Kirchenlehrerin
* 25. März 1347 in Siena in Italien
29. April 1380 in Rom


Katharinas Geburtshaus, heute das „Oratorium<Santa Caterina in Fontebranda” in Siena, darüber das Oratorium „della Cucina”
Katharinas Geburtshaus, heute das Oratorium Santa Caterina in Fontebranda in Siena, darüber das Oratorium della Cucina

Katharina wurde geboren als 24. Kind des wohlhabenden Pelzfärbers Jacopo di Benincasa und seiner Frau Lapa di Puccio di Piagente - die insgesamt 24 Kinder zur Welt brachte. Katharinas Zwillingsschwester starb kurz nach der Geburt. Es war eine Zeit der Bürgerkriege, Machtkämpfe und Familienfehden; der Papst residierte in Avignon, der Adel unterdrückte das Volk, 1348 gab es eine schwere Pestepidemie. Mit sechs Jahren hatte Katharina ihre erste Vision mitten auf der Straße: sie sah Jesus Christus im Ornat des Papstes, umgeben von Petrus, Paulus und Johannes. Mit sieben Jahren legte sie das Gelübde der Jungfräulichkeit ab. Schon als Kind lebte sie asketisch, mit zehn Jahren hatte sie Kontakte zum Dominikanerorden, dem ihr Vetter Tommaso della Fonte beigetreten war. Im Alter von zwölf Jahren sollte sie heiraten, weigerte sich aber, was ihr besonders die Mutter übel nahm. Der Zwist mit der Mutter endete nach drei Jahren, als der Vater über Katharinas Kopf eine weiße Taube schweben sah und daraufhin bestimmte, man solle sie in Ruhe lassen. Als ihr Gesicht durch Pockennnarben entstellt wurde, lebte sie nur noch zurückgezogen zu Hause. Sie ernährte sich von Kräutern und Wasser, fastete wochenlang, betete und übte sich im Schweigen, geißelte sich blutig und schlief wenig.

Giovanni di Paolo: Katharina tauscht ihr Herz mit dem von Christus, 1475, Privatbesitz
Giovanni di Paolo: Katharina tauscht ihr Herz mit dem von Christus, 1475, in Privatbesitz

1363 trat Katharina an San Domenico in Siena gegen den Willen ihrer Eltern in den Dritten Orden der Dominikaner ein, die wegen ihres langen schwarzen Umhanges Mantellaten genannt wurden, und lebte zunächst weiter in asketischer Strenge gegen sich selbst äußerst zurückgezogen. Sie lernte Brevier und Heiligenleben zu lesen. Ihre radikale Gottsuche faszinierte andere Männer und Frauen, Laien und Religiöse, die sich ihr anschlossen. Nach einer Vision gab sie ihr zurückgezogenes Leben auf und widmete sich mit äußerster Hingabe in der Pflege von Kranken und Armen im damaligen Krankenhaus Santa Maria della Scala und im damaligen Krankenhaus S. Lazzaro für an Lepra Erkrankte.

Guidoccio Cozzarelli: Katharinas Herzenstausch mit Christus, um 1500, in der Pinacoteca Nazionale in Siena
Guidoccio Cozzarelli: Katharinas Herzenstausch mit Christus, um 1500, in der Pinacoteca Nazionale in Siena Foto: Combusken

In einer mystischen Vision erlebte sie 1367 ihre Vermählung mit Christus und tauschte ihr Herz mit ihm; den Ehering sah sie ihr Leben lang an ihrem Finger. Mit inständigen Gebeten erflehte sie für ihre Eltern die Lösung aus dem Fegefeuer und nahm Peinigungen auf sich. Legenden berichten, wie sie bei einer Teuerung Brot aus dem als verdorben geltenden Mehl buk und damit ihre Umgebung ernähren konnte.

Crescenzio Gambarelli: Katharina wird von Christus berufen, 1607, in der Basilika San Domenico in Siena
Crescenzio Gambarelli: Katharina wird von Christus berufen, 1607, in der Basilika San Domenico in Siena

Mit einigen ihrer Anhänger zog Katharina nun durchs Land. Als im Städtekrieg 1368 zwei ihrer Brüder gefangen genommen wurden, erreichte Katharina deren Freilassung. 1370 erlebte sie Ekstasen und den mystischen Tod in der Nachfolge Christi.

Um eine umfassende Reform der Kirche zu erreichen schrieb sie Briefe an hochgestellte Persönlichkeiten, die sie mitunter drei verschiedenen Sekretären gleichzeitig diktierte. 1373 unterstützte sie den - weithin erfolglosen - Aufruf von Papst Gregor XI. zu einem Kreuzzug. 1374 musste sie ihr ungewöhnliches Verhalten und auch ihre Visionen vor dem Generalkapitel der Dominikaner an Santa Maria Novella in Florenz rechtfertigen, konnte jedoch alle Bedenken ausräumen und durfte fortan in offiziellem Auftrag der Kirche reisen und predigen. Als geistlicher Führer wies ihr das Generalkapitel des Ordens Raimund von Capua zu, der später auch ihre Biografie verfasste.

Fra Bartolomeo: Die (mystische) Vermählung Katharinas mit Christus, 1511, im Musée du Louvre in Paris
Fra Bartolomeo: Die (mystische) Vermählung Katharinas mit Christus, 1511, im Musée du Louvre in Paris

Katharina arbeitete weiter hingebungsvoll für Arme und Kranke. Bei der Pflege von Pestkranken im damaligen Krankenhaus Santa Maria della Scala - darunter ihr Beichtvater Raimund von Capua - steckte sie sich 1374 an, ließ sich aber nicht von ihrem Tun abhalten. Einem frierenden Bettler gab sie eines Tages ihren Mantel; kritisiert, dass es unschicklich sei, ohne Mantel auf die Straße zu gehen, antwortete sie: Ich will mich lieber ohne Mantel als ohne Liebe finden lassen. Den Verfall der Integrität des KlerusEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien. kritisierte Katharina nachhaltig: Was Christus am Kreuz erwarb, wird mit Huren vergeudet! Sie scheute sich nicht, den Herren der Kirche im Namen Gottes den Tod zu wünschen.

Statue vor dem „Oratorium della Cucina” in Siena
Statue vor dem Oratorium della Cucina in Siena

Bewunderung weckten Katharinas Briefe zu spirituellen Fragen. Immer mehr Mystiker, Fromme, Geistliche und Laien, Männer und Frauen, scharten sich um sie, sie fühlten sich als famiglia, Familie, Katharina wurde von ihnen mamma, Mutter genannt. Am 1. April 1375 erfolgte vor dem Kreuz in der Kirche Santa Cristina in Pisa ihre StigmatisierungAls Stigmatisierung (von griech. „στίγμα, Wundmal”) bezeichnet man, dass eine Person aufgrund ihrer tiefen Versenkung in das Leiden => Jesu dessen Wundmale am eigenen Körper erleidet ohne mechanischen Einfluss von außen. Die erste überlieferte Stigmatisierung erfuhr => Franziskus von Assisi.; bis zu ihrem Tod waren die Wundmale allerdings nur für Katharina selbst zu erkennen.

Melchiore Caffa: Katharinas Himmelfahrt, Marmorbild, 1667, in der Kirche Santa Catarina da Siena a Magnapoli in Rom
Melchiore Caffa: Katharinas Himmelfahrt, Marmorbild, 1667, in der Kirche Santa Caterina da Siena in Rom

1376 reiste Katharina zusammen mit Raimund von Capua nach Avignon, um dort bei Papst Gregor XI. Fürsprache für die im Krieg mit dem Papsttum befindlichen und vom Papst gebannten Florentiner einzulegen. Zwar scheiterte diese Mission, doch war sie wohl daran beteiligt, dass der Papst noch im selben Jahr nach Rom zurückkehrte. Im selben Jahr gründete sie in der Festung Belcaro bei Siena - heute in Privatbesitz -, die ihr von einem Mitglied der Sieneser Familie Vanni geschenkt worden war, ein Reformkloster für Frauen.

In ihren insgesamt 14 Briefen an die Päp­ste ermunterte Katharina auch zum Aufruf zu einem Kreuzzug und zur Kirchenreform unter dem Gesichtspunkt der Rückkehr zur Reinheit und Armut der Ursprünge; der Korruption eines Großteils der Hierarchie müsse ein Ende gemacht werden, Kardinäle und KlerusEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien. sollten sich mehr um die Seelsorge kümmern. Auf der Rückreise gelang es ihr, in Varazze die Pestepidemie zu beenden; zum Dank dafür wurde eine der Heiligen Dreieinigkeit geweihte Kirche errichtet, das heutige Sanktuarium Santa Caterina.

Cosimo Fancelli und Ercola Ferrata: Statue, in der Kirche Santa Maria della Pace in Rom
Cosimo Fancelli und Ercola Ferrata: Statue, in der Kirche Santa Maria della Pace in Rom

Schon 1375 vermittelte sie in Florenz im oft gewaltsam ausgetragenen Konflikt zwischen Papst Gregor XI. und der Stadt; sie hielt sich im Kloster Vallombrosa bei Florenz auf und wirkte dann daran mit, dass der neue Papst Urban VI. 1378 tatsächlich einen Friedensvertrag schloss. Katharina begab sich wieder nach Siena, begann wieder zu meditieren und sich um die Hilfsbedürftigen zu kümmern. 1378 unterstützte sie den nach umstrittener Wahl ins Amt gekommenen neuen Papst Urban VI. und seine Reformideen. Im selben Jahr brach das Abendländische Schisma aus. Katharina ging wieder nach Rom, um beim Papst für die Einheit der Kirche einzutreten und verfasste Briefe an Adressaten in ganz Europa mit Werbung für die Unterstützung des rechtmäßigen Papstes.

Dominikus< und Katharina vor Maria, 1888, in der Kathedrale in Alba
Enrico Reffo: Dominikus und Katharina vor Maria, 1888, in der Kathedrale in Alba

Die letzten Jahre ihres Lebens musste Katharina das Scheitern ihrer in Papst Urban gesetzten Hoffnungen auf Kirchenreform erleben; ihre Briefe bezeugen nun ihre Gefühle der Ohnmacht und Verzeiflung angesichts der gespaltenen Kirche. Katharina ernährte sich nur noch von der EucharistieDie Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi. Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23.; auch durch das jahrelange Fasten konnte ihr Magen keine Nahrung mehr aufnehmen. Ihr körperlicher Zustand verschlechterte sich, unter Schmerzen siechte sie monatelang dahin, konnte ab Januar 1380 keine Nahrung und noch nicht einmal klares Wasser zu sich nehmen. Auch nach einer Hirnblutung ging sie täglich zwei Kilometer weit in den Petersdom von Rom, wo sie auch nach mancher Überlieferung starb; tatsächlich war ihr Sterbezimmer aber ein Raum im heutigen Palazzo Santa Chiara; dieser wurde samt seiner Mauern 1630 ins nahe Dominikanerkloster übertragen; dort wurde er hinter der Sakristei der Kirche Santa Maria sopra Minerva originalgetreu als Kapelle wieder aufgerichtet. Katharinas letzten Worte waren Sangue, Sangue, Blut, Blut.

Palazzo Santa Chiara in Rom, in dem Katharina starb
Palazzo Santa Chiara in Rom, in dem Katharina starb

Katharinas Leichnam ist in der Dominikanerkirche Santa Maria sopra Minerva in Rom in einem Glasschrein aufbewahrt. Ihr Körper war, als er 1430 exhumiert wurde, noch immer unversehrt. Mit päpstlicher Erlaubnis wurde der Leichnam zerteilt, um Reliquien zu erhalten; dies wurde zum letzten Mal 1855 wiederholt, als ihre Überreste noch immer erstaunlich gut erhalten waren. In der Basilika San Domenico in Siena werden in einem Marmor-ZiboriumDas Ziborium, lateinisch für Trinkbecher, ist ein in der katholischen und den orthodoxen Kirchen benutztes Gefäß zur Aufbewahrung der geweihten Hostien, benützt v. a. bei Haus- und Krankenkommunion. ein in Silber gefasster Finger und der Kopf der Heiligen aufbewahrt; die Reliquie ihres linken Fußes bewahrt die Dominikanerkirche Santi Giovanni e Paolo in Venedig.

Katharina hinterließ etwa 380 von ihr zwischen 1370 und 1380 diktierte Briefe, den um 1378 - in nahezu ständiger Ekstase - diktierte Dialogo della Divina Provvidenza, Dialog über die Göttlichen Vorsehung - auch als Libro della divina dottrina, Buch der göttlichen Lehren bekannt -, und 26 von ihren Schülern aufgeschriebene Gebete. Ihre Schriften sind von einzigartiger Mystik über den Bräutigam Jesus Christus und seines Blutes geprägt; dahinter steht der stete Verweis auf das göttliche Erlösungswerk. Ihre Visionen vom blutigen Opfertod Christi sind drastisch, damit soll die erlösende Liebe umso deutlicher werden.

Kapelle Santa Caterina mit der 1384 von Raimund von Capua nach Siena gebrachten Kopfreliquie, in der Basilika San Domenico in Siena
Kapelle Santa Caterina mit der 1384 von Raimund von Capua nach Siena gebrachten Kopfreliquie, in der Basilika San Domenico in Siena

Katharina gilt in Italien als die größte Frau der Kirchengeschichte. Erhalten sind 381 ihrer Briefe als Zeugnisse mystischer Theologie. Als ihr literarisches Hauptwerk gilt das 1378 vollendete, zwischen 1472 und 1475 gedruckte Traktat Libro della divina provvidenza, Buch über die göttliche Vorsehung, auch Il dialogo, Dialog, genannt. In dieser Schrift richtet Katharinas Seele vier Bitten an den Herrn: um die Gnade der Buße für sich selbst, um die Reform der Kirche, um den Frieden in der ganzen Welt und v. a. zwischen den Christen; dass die göttliche Vorsehung sich aller Menschen annehme.

In der Geschichte der Kirche nimmt Katharina eine besondere Rolle ein, da sie als Frau zur Ratgeberin von Päpsten wurde. Ihr Wirken für die Rückkehr des Papstes nach Rom ist nur mit demjenigen von Birgitta von Schweden vergleichbar. Die wichtigsten Zeugnisse über ihr Leben sind - abgesehen von ihren eigenen Werken - die von Raimund von Capua 1385 bis 1389 verfasste Legenda maior, große Legende und die von Tommaso Caffarini Anfang des 15. Jahrhunderts geschriebene Legenda minor, kleine Legende.

Cristoforo Roncalli, „Pomarancio”: Katharina empfängt auf wundersame Weise die Kommunion, 1582, im „Oratorium della Cucina” in Siena
Cristoforo Roncalli, Pomarancio: Katharina empfängt auf wundersame Weise die Kommunion, 1582, im Oratorium della Cucina in Siena

Katharinas Geburtshaus wurde schon kurz nach ihrem Tod von der Stadt Siena erworben und zum Oratorium Santa Caterina in Fontebranda umgebaut. Vom heutigen Zugang zum Komplex Santa Caterina aus erreicht man das Oratorium della Cucina, ursprünglich die Küche der Familie Benincasa, 1482/1483 von der Bruderschaft der Heiligen in einen Versammlungsraum umgewandelt wurde; unter dessen Altar sind die Reste des Herdes erhalten, auf dessen Glut Katharina in Ekstase geriet und unverletzt blieb. Gegenüber ist die Kirche del Crocifisso, errichtet von 1614 und 1623 auf dem Garten der Familie; dort wird das wundersame Kruzifix verwahrt, vor dem Katharina 1375 die StigmataAls Stigmatisierung (von griech. „στίγμα, Wundmal”) bezeichnet man, dass eine Person aufgrund ihrer tiefen Versenkung in das Leiden => Jesu dessen Wundmale am eigenen Körper erleidet ohne mechanischen Einfluss von außen. Die erste überlieferte Stigmatisierung erfuhr => Franziskus von Assisi. erhielt und das aus Pisa hierher gebracht wurde.

Ikone in der Basilika San Domenico in Siena
Ikone in der Basilika San Domenico in Siena

Kanonisation: Katharinas Heiligsprechung erfolgte am 29. Juni 1461 durch Papst Pius II., die Ernennung zur Schutzpatronin Roms am 8. März 1866 durch Papst Pius IX., die zur Patronin Italiens am 18. Juni 1939 durch Papst Pius XII. und die zur Kirchenlehrerin 4. Oktober 1970 durch Papst Paul VI. 1999 wurde sie von Papst Johannes Paul II. zusammen mit Birgitta von Schweden und Edith Stein zur Schutzheiligen Europas erklärt.
Attribute: Dominikanerhabit, (flammendes) Herz, StigmataAls Stigmatisierung (von griech. „στίγμα, Wundmal”) bezeichnet man, dass eine Person aufgrund ihrer tiefen Versenkung in das Leiden => Jesu dessen Wundmale am eigenen Körper erleidet ohne mechanischen Einfluss von außen. Die erste überlieferte Stigmatisierung erfuhr => Franziskus von Assisi., Rosenkranz, Totenkopf
Patronin von Europa, Italien, Rom und Siena; der Krankenschwestern, Wäscherinnen und Pfarramtssekretärinnen; der Sterbenden, der Laien im Dominikanerorden; für Vorsorge gegen Feuer; gegen Kopfschmerzen und Pest

Worte der Heiligen

Jesus Christus ist die Brücke zum wahren Leben:
Da zeigte mir Gott, mit welcher Liebe er den Menschen geschaffen hatte und sagte: … Aus ihm [Jesus, meinem Sohn] habe ich eine Brücke gemacht, damit ihr alle hinüber gelangen könnt, um die Frucht eurer Mühen zu empfangen und zu genießen. Wisset, Kinder, dass der Weg abgebrochen war durch Adams Sünde des Ungehorsams, und auf diese Weise niemand zu seinem Ziel gelangen konnte. So verwirklichte sich meine Wahrheit nicht, denn ich hatte ihn geschaffen nach meinem Bild und Gleichnis, damit er das ewige Leben erlange und an meiner höchsten und ewigen Güte teilhabe und von ihr koste. Jene Schuld brachte Dornen und Disteln der Drangsal hervor und einen Fluss, der ständig seine Wellen schlägt: Deshalb habe ich euch die Brücke meines Sohnes gegeben, auf dass ihr, wenn ihr den Fluss überschreitet, nicht ertrinkt. Doch öffnet das Auge des Geistes und seht, wie er vom Himmel zur Erde reicht; denn von der Erde aus hätte man sie nicht von solcher Länge machen können, dass sie zur Überquerung des Flusses hingereicht und euch das Leben verliehen hätte. So verband er, das heißt die göttliche Natur, die Höhe des Himmels mit der Erde eurer Menschheit. Ihr müsst euch also an diese Brücke halten, indem ihr die Verherrlichung meines Namens im Heil der Seelen sucht, in Pein die großen Mühen aushaltet, den Spuren jenes süßen und liebevollen Wortes folgend. Ihr seid meine Arbeiter, die ich in den Weinberg der heiligen Kirche zur Arbeit geschickt habe: ihretwegen will ich der Welt Barmherzigkeit widerfahren lassen. Habt aber Acht, dass ihr nicht unten durch gehen wollt, denn dort geht nicht der Weg der Wahrheit. Weißt du, wer jene sind, die unterhalb dieser Brücke durchgehen? Dies sind die schändlichen Sünder, für die ich euch bitte, zu mir zu beten, und für die ich euch Tränen und Schweiß zu vergießen heiße; denn sie liegen in der Finsternis der Todsünde danieder. Diese gehen durch den Fluss und langen in der ewigen Verdammnis an, wenn sie nicht endlich mein Joch annehmen und auf sich legen.
… Nachdem sie gesehen hatte, auf wie viele verschiedene Weisen die Seele untergehen konnte, sprach die ewige Wahrheit: Blicke auf jene, die über die Brücke des gekreuzigten Christus gehen. Und sie sah viele, die liefen ohne jegliche Mühe, denn sie waren frei vom Gewicht des Eigenwillens; und dies waren die wahren Kinder. Sie hatten sich selbst gelassen und gingen in sehnsüchtigem Verlangen dahin, nur die Ehre Gottes und das Heil der Seelen suchend. Am Fuße ihrer Liebesneigung - sie hielten ihn umfangen und gingen über Christus den Gekreuzigten, der ihnen Brücke war - sprudelte Wasser hervor und die Dornen waren durch ihre Füße niedergetreten, ohne dass es ihnen weh getan hatte, das heißt, sie achteten in ihrem Sinn nicht auf die Dornen der zahlreichen Verfolgungen, sondern fanden sich in wahrer Geduld ab mit dem Wohlstand der Welt; er besteht aus jenen grausamen Dornen, die der Seele den Tod geben, besitzen sie ihn [den Wohlstand] in ungeordneter Liebe. Sie missachteten ihn wie Gift und waren nur darauf bedacht, sich am Kreuze mit Christus zu verweilen, denn er war ihr einziges Vorbild.

Quelle: L. Gnädinger (Hrsg.): Caterina von Siena. Olten - Freiburg 1980, S. 202 - 205

Zitate von Katharina von Siena:

Alles, was ist, kommt von Gott; und darum kann nichts, was ihm [dem Menschen] geschieht, weder Versuchungen noch Schicksalsschläge, noch Misshandlungen und Beschimpfungen, noch irgend sonst etwas, ihn aus der Fassung bringen; sondern er gibt sich zufrieden, ja er hält seine Prüfungen in Ehren, weil sie ihm von Gott geschickt sind und uns gegeben sind zu unserem Heil, und aus Liebe, nicht aus Hass.

Jesus ist ein süßer Meister, der uns in seiner Lehre unterrichtet, indem er den Lehrstuhl des heiligsten Kreuzes besteigt.

Hefte deine Liebe an das Kreuz Jesu; es ist die Barke, es ist der Hafen, der zum Heile führt.

Der Herr selbst sagte zu seiner Dienerin: Damit die Frucht eurer Handlungen reichlicher und köstlicher sei, bearbeite ich euch durch zahllose Trübsale, Beschimpfungen, Beleidigungen, Schmach, Verachtung und Vorwürfe, durch Worte und Handlungen, durch Hunger und Durst, so wie es meiner Güte gefällt und nach Maßgabe dessen, was jeder zu tragen fähig ist. Das Leiden ist die Probe, nach der sich die Vollkommenheit oder Unvollkommenheit der Seele beurteilen lässt.

Quelle: A. Kolb (Hrsg.): Die Briefe der hl. Catarina von Siena, Berlin 1906, S. 70f
J. Leclercq und A. Kaufmann (Übersetzung): Die Mystikerin des Apostolates St. Katharina v. Siena. Vechta i. O. 1929, S. 220 - 223

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon

Catholic Encyclopedia

Unter dem Titel (Link mit Vergütung) Ein geistlicher Rosengarten veröffentlichte Thomas Brakelmann Katharinas - von Raimund von Capua verfasste - Lebensgeschichte auf Deutsch in einer kritischen Edition und mit umfangreichen Erläuterungen zu Person und Wirken.

In der Reihe der Gesamtausgabe von Katharinas Werken erschein 2009 (Link mit Vergütung) An die Männer der Politik - Sämtliche Briefe, herausgegeben von Werner Schmid.

Eine Fundgrube mit Arikeln zur Biografie von Katharina, vielen Texten und Zitaten von ihr sowie Texten über sie ist die Internetseite Caterina von Siena von Pater Mag. Werner Schmid..

Als Sonderheft hat die Gemeinschaft St. Joseph eine Broschüre über Die Stationen des Lebens von Katharina - Siena, Pisa, Avigon, Val d´Orcia, Florenz und Rom - herausgegeben.

Schriften von Katharina gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Das Sanktuarium Santa Caterina in Siena ist täglich von 9 Uhr bis 12.30 Uhr und von 15 Uhr bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. (2022)
Die Kirche Santa Maria Novella in Florenz und das angeschlossene Museum sind freitags, samstag und montags von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet, sonntags von 13 Uhr bis 17 Uhr, der Eintritt für beide beträgt 7,50 €. (2020)
Die Kirche Santa Maria sopra Minerva in Rom ist täglich von 6.40 Uhr bis 19 Uhr, sonntags erst ab 8 Uhr, samstags und sonntags mit Pause von 12.30 Uhr bis 15.30 Uhr geöffnet. (2017)





USB-Stick Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD

Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon


Seite zum Ausdruck optimiert

Empfehlung an Freunde senden

Artikel kommentieren / Fehler melden

Suchen bei amazon: Bücher über Katharina von Siena

Wikipedia: Artikel über Katharina von Siena

Fragen? - unsere FAQs antworten!

Im Heiligenlexikon suchen

Impressum - Datenschutzerklärung

Schauen Sie sich zufällige Biografien an:
Tyrannus Rufinus
Johannes von Tagliacozzo
Marcellus von Antikyra
Unser Reise-Blog:
 
Reisen zu den Orten, an denen die
Heiligen lebten und verehrt werden.


      Zum Schutz Ihrer Daten: mit 2 Klicks empfehlen!

Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 01.06.2024

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• http://www.wochenspiegel-paderborn.de/allgemein/heilige-patrone-europas-in-den-neuen-fenstern-im-hohen-dom_2007-10-12_29176.shtml nicht mehr erreichbar
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996
• Adelheid M. von Hauff: Die Mystikerin Katharina von Siena. Deutsches Pfarrerinnen-und Pfarrerblatt 4/2022, S. 225 - 229

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.