Willibrord von Echternach
auch: von Utrecht
Gedenktag katholisch: 7. November
Fest in Luxemburg
nicht gebotener Gedenktag im deutschen Sprachgebiet, in England, in Irland und im Benediktiner- und Zisterzienserorden
gebotener Gedenktag im Bistum Münster
Diözesankalender Aachen, Trier
in Utrecht: Übertragung der Gebeine: 19. Oktober
auf der Reichenau: Übertragung der Gebeine: 6. November
Übertragung der Gebeine: 10. November
Gedenktag evangelisch: 7. November
Gedenktag anglikanisch: 7. November
Name bedeutet: Wille und Speer (angelsächsisch)
Willibrords Vater Willigis, später selbst Mönch, gab ihn schon als Kind ins Kloster nach Ripon, wo er von Wilfrid von York erzogen wurde. 678 begab er sich ins damalige Kloster Rathmelsigi - dem heutigen Mellifont - in der Grafschaft Louth in Irland. Nach zwölf Jahren als Klosterschüler bei Egbert wurde er mit 30 Jahren zum Priester geweiht und 690 mit einer von ihm angeführten Schar von zwölf Gefährten - darunter Suitbert und die beiden Ewald - nach Friesland gesandt, wo er nach der Beauftragung durch Pippin dem Mittleren, der die Friesen zurückdrängen wollte, mit der Mission begann.
Entgegen der Praxis vieler anderer Missionare ging Willibrord systematisch und planmäßig an die Arbeit. Er band seine Arbeit eng an Rom: 692 reiste er zu Papst Sergius I., um Zustimmung für seine Mission zu erhalten. Während eines zweiten Besuchs in Rom 695 erfolgte seine Ernennung zum Erzbischof der Friesen auf Reisen, zugleich bekam er den kirchlichen Namen Clemens verliehen. Erstmals gab es nun mit ihm auf dem Kontinent statt eines kollegialen Metropoliten einen päpstlich autorisierten Erzbischof. Willibrord/Clemens schuf Verbindungen zwischen dem Papst und dem karolingischen Königshaus; staatlicher Schutz und zugleich päpstliche Vollmacht wurde richtungweisend für die gesamte spätere Mission der Angelsachsen und dann besonders für Bonifatius; der Arbeit von Willibrord verlieh dies Stabilität und Dauer.
Schnell bekehrten sich einige Adelsfamilien, darunter die Vorfahren von Liudger von Münster. Willibrord richtete seine Gemeinde in Trajectum - dem heutigen Utrecht - ein; von Pippin dem Mittleren erhielt er in der Stadt eine Kathedralkirche, von der aus er seine Mission organisierte. Die Mission hatte große Erfolge, nicht zuletzt Dank der Unterstützung des Adels. 698 schenkte ihm Irmina von Öhren, die Ehefrau eines Pfalzgrafen, Land, auf dem er das Kloster Echternach gründete, als dessen Abt er wirkte. Utrecht mit der großen Kirche, die Willibrord dort bauen ließ, entwickelte sich zu einem Zentrum christlicher Kultur; in Ausübung seines Amtes als erzbischöflicher Oberhirte, das ihm auch Pippin bestätigte, reiste er auch zu den Amtmännern z. B. in Würzburg und nach Arnstadt, wo ihm der Thüringer Herzogs Hedan II. 704 den Platz für eine Kirche schenkte - an der Stelle der heutigen Liebfrauenkirche.
Willibrord wirkte über 40 Jahre in Friesland, unterbrochen lediglich während der kurzen Herrschaft des Friesenkönigs Radbod von 716 bis 719, der wieder heidnischen Kult einführen wollte. In dieser Zeit unternahm Willibrord einen der frühesten Versuche, die Dänen zu missionieren. Ab 719 wurde Willibrord tatkräftig vom fränkischen Hausmeier Karl Martell unterstützt; auch Bonifatius, der später Willibrords Werk fortsetzte, war 719 bis 722 als Helfer bei ihm. Kurz vor seinem Tod bestellte Willibrord noch einen Chorbischof für das Bistum Utrecht.
Willibrord war der erste bedeutende angelsächsische Missionar auf dem Kontinent, der erste, der mit den Pippiniden
bzw. Karolingern zusammenarbeitete, der erste römische
Erzbischof. Er förderte Gelehrsamkeit und Schreibkunst.
Eine Evangelienhandschrift, die im Besitz Willibrords gewesen sein soll, das Willibrord-Evangeliar
, ist erhalten;
sie wurde im Kloster Echternach aufbewahrt und
kam 1802 im Zuge der Säkularisation nach Paris.
Als die sein Werk weiterführenden Schüler gelten Liudger,
Willehad von Bremen und Alkuin (Alcuin),
das Verhältnis zu Bonifatius war dagegen wohl eher spannungsreich.
Willibrord wird als erster Erzbischof von Utrecht
verehrt und trägt den Titel Apostel der Friesen
.
Schon um 800 musste in Echternach eine größere Kirche errichtet werden, um die zahlreichen Pilger aufzunehmen. 1016 brannte die Kirche, 1031 wurde ein neuer Kirchenbau eingeweiht. In der Französischen Revolution wurden die Kirche geplündert, Willibrords Gebeine wurden in die Kirche Sankt Peter und Paul gebracht; 1906 wurden sie wieder in die frühere Abteikirche überführt, 1939 in die dortige Krypta gebracht.
In den Niederlanden wird Willibrords Gedenktag noch heute festlich begangen. Sein Grab in
Echternach ist seit dem 15. Jahrhundert jedes
Jahr am Pfingstdienstag Ziel der Springprozession
, die 1497 erstmals
urkundlich erwähnt wurde und bei der er vor allem um Heilung von Epilepsie angerufen wird. Schon 1246 hatte Papst
Innozenz IV. einen Ablass verfügt für alle, die an Feiertagen zu Willibrords Grab pilgern. Dabei springen heute jährlich
mehr als 10.000 Pilger entgegen der immer noch verbreiteten Meinung nicht vor und zurück, sondern in Wechselschritten
nach vorn - wie es die Wallfahrer vermutlich im 16. Jahrhundert eingeführt hatten. Der Trierer Erzbischof verhängte
im Jahr 1777 ein Verbot der durchaus umstrittenen Springprozession, die manchen zu ekstatisch geriet und möglicherweise
auf heidnische Ursprünge zurückgeht. Erst unter Napoleon wurde sie wieder erlaubt und inzwischen von der UNESCO in die
Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit
aufgenommen
Willibrord-Brunnen
sollen gegen Hautkrankheiten helfen. Die in der Utrecher Union
zusammengeschlossenen
altkatholischen Kirchen, die in Folge des 1. Vatikanischen Konzils
entstanden, haben Willibrord zu ihrem Patron erklärt; der altkatholische Erzbischof von
Utrecht ist Ehrenoberhaupt aller altkatholischen
Kirchen und Präsident der internationalen altkatholischen Bischofskonferenz.
Kanonisation:
Willibrord wurde schon kurz nach seinem Tod heiliggesprochen.
Die Russisch-Orthodoxe Kirchen führte 2023 den 3. Oktober als Gedenktag
für mehr als ein Dutzend in Deutschland verehrte Heilige aus dem 2. bis 9. Jahrhundert, darunter Willibrord, ein.
Patron
von Luxemburg und der Niederlande; gegen Epilepsie, Wahnsinn, Hauterkrankungen und Zuckungen
Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Dokumente von Willibrord gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Die Willibrord-Basilika in Echternach ist täglich von 9 Uhr bis 18 Uhr geöffnet; das angeschlossene Besucherzentrum mit Informationen über Willibrord und die Springprozession ist werktags von 10 Uhr - sonntags erst ab 14 Uhr - bis 17 Uhr geöffnet. (2022)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 24.09.2024
Quellen:
• Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken (Hg.): Heilige in Nordeuropa. Paderborn 2000
• Günter Schenk: Statt drei vor, zwei zurück
wird heute seitlich gesprungen. Stuttgarter Zeitung 29. Mai 1998
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe J.B. Metzler, Stuttgart /
Weimar 2000
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.
Bd. 10. Herder, Freiburg im Breisgau 2001
• http://www.volksfreund.de/totallokal/pruem/aktuell/Heute-in-der-Pruemer-Zeitung-Waxweiler-Pr-252-m-Pilger-Springprozession-Echternach-Waxweiler-150-Jahre;art8111,2446239
- abgerufen am 09.09.2023
• http://www.zenit.org/article-25890?l=german nicht mehr erreichbar
• https://de.catholicnewsagency.com/news/13974/einige-katholische-heilige-werden-jetzt-auch-in-der-russisch-orthodoxen-kirche-verehrt
- abgerufen am 09.09.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.