Paulus' 3. Missionsreise
von 52 bis 56
Im Jahr 52 brach Paulus zu seiner 3. Missionsreise
auf, Ausganspunkt war wiederum Antiochia - das heutige Antakya.
Er reiste aufs Neue durch das galatische
Land und Phrygien
,
um dort die Gemeinden zu stärken (Apostelgeschichte 18, 23), wobei die Route diesmal
ganz offen bleibt und nur der Endpunkt Ephesus
klar ist (Apostelgeschichte 19, 1).
Ephesus
Paulus in Ephesus
Nach Paulus' Ankunft in
Ephesus bekam er die Nachricht, dass nach
seinem erstem kurzem Aufenthalt in Korinth dort
der Apollos aufgetreten war und über
Jesus lehrte - aber ohne im Besitz des Heiligen Geistes zu sein, nur mit
der Lehre von der Bußtaufe des Johannes. Apollos verwirrte die
Gemeinde in Korinth - vgl. Gemeindeentwicklung in Korinth. Einige seiner
Anhänger kamen auch nach Ephesus (Apostelgeschichte 18, 24 - 19, 3). Paulus klärte nun die verwirrtem etwa zwölf
Männer auf, verlieh ihnen die Eingebung des heiligen Geistes und taufte sie auf den Namen
Jesu (Apostelgeschichte 19, 4 - 7).
Drei Monate lang lehrte Paulus dann in der
Synagoge in Ephesus, anschließend zwei Jahre lang - weil sich einige verstockten und ungehorsam waren
- im Lehrsaal
eines Tyrannus; in dieser ganzen Zeit wohnte er offenbar bei Priscilla
und ihrem Mann Aquila. Durch Paulus' Wirken bekehrten sich Juden und Griechen weit
über die Stadt hinaus in der ganzen Provinz Asia;
Berührungsreliquien von Paulus heilten auch entfernt lebende Kranke. In Ephesus
verfasste Paulus seine Briefe an die Gemeinden in
Galatien, in
Philippi und die Briefe nach
Korinth sowie den Brief an
Philemon. Als jüdische Dämonenaustreiber sich auf Paulus beriefen, wurden sie
vom Heiligen Geist entlarvt und bloßgestellt, was den Glauben der Gemeinde stärkte und die Anhänger der falschen Lehrer
zur Umkehr trieb; sie verbrannten ihre irrlehrenden Bücher - im Wert von 50.000 Drachmen, nach heutigem Wert rund
100.000 €! So mehrte sich Glaube und Zahl der Gemeindeglieder stetig (Apostelgeschichte 19, 13 - 20).
Timotheus und den in
Korinth bekehrten
Erastus, der nun offenbar mit Paulus in
Ephesus weilte, schickte er nach
Makedonien - wohl auch, um wieder der
schwierigen Gemeinde Thessaloniki zu helfen.
In Paulus selbst reifte der Plan, nocheinmal in Griechenland zu wirken und dann in die Hauptstadt
Rom zu reisen (Apostelgeschichte 19, 21f).
Zunächst aber galt es, aufkommenden Widerstand in Ephesus zu bewältigen; von dessen Heftigkeit zeugt im 1. Korintherbrief
Paulus' Bemerkung, er habe in Ephesus mit wilden Tieren gekämpft (15, 32)
. Mehrere Gefängnisaufenthalte, von denen
Paulus berichtet (2. Korintherbrief 11, 23), fallen offenbar in diese Zeit; im Gefängnis besuchte ihn der entlaufene
Sklave Onesimus, den er zu seinem Besitzer
Philemon zurück schickte, aber diesen um seine Freilassung ersuchte. Schließlich
gab es einen Aufruhr, den der Silberschmied Demetrius anzettelte: er sah durch Paulus sein Gewerbe - Artemis-Devotonalien
zu verkaufen - in Gefahr; Paulus' Gefährten Gaius und Aristarchus wurden ins Theater geschleppt; für Paulus verhinderten
das einflussreiche Freunde; im Amphitheater kochte das Volksempfinden
, kulminierend im zweistündigen Lobpreis auf
Artemis, der erst durch den Stadtschreiber abgekühlt wurde (Apostelgeschichte 19, 23 - 40). Für Paulus war dieser Tumult
Grund, sich zu verabschieden und wie geplant weiterzureisen.
Gemeindeentwicklung in Ephesus
Aus der langwährenden Arbeit ging offenbar eine engagierte, gut strukturierte Gemeinde hervor, mit der Paulus besonders verbunden blieb (Apostelgeschichte 20, 17). Paulus' Reisegefährten Trophimus und Tychicus stammten aus der Gemeinde. Aber auch weitere Verfolgungen blieben nicht aus, Priscilla und Aquila kehrten offenbar deswegen wieder nach Rom zurück (Römerbrief 16, 3f). Die Bedeutung der Gemeinde zeigt, dass der von Paulus hoch geschätzte Timotheus von ihm nach Ephesus gesandt (Philipperbrief 2, 19) und wohl auch als erster Bischof der Stadt eingesetzt wurde (1. und 2. Timotheusbrief). Paulus' späterer Mitarbeiter Onesimus (Kolosserbrief 4, 9) soll Timotheus' Nachfolger im Amt des Bischofs gewesen sein; der Überlieferung nach hat er in Ephesus den Märtyrertod durch Steinigung erlitten.
Nahe Ephesus soll nach verbreiteter Überlieferung auch Maria entschlafen sein;
das Marienhaus bei Ephesus, das auch von Muslimen verehrte Meryem ana Evi
,
liegt sechs Kilometer südlich der Ausgrabungen
von Ephesus. Auch Johannes ging der Überlieferung gemäß nach seiner
Gefangenschaft auf Patmos nach
Ephesus, wo er demnach mit großen Ehren
empfangen wurde, sein Evangelium schrieb und die soeben verstorbene == Drusiana vom Tod erweckte; am Ende sei er vor
aller Augen in das neben dem Altar der später ihm
geweihten Kirche vorbereitete Grab gestiegen und in großer Lichterscheinung gestorben. In der Überlieferung der
Orthodoxen Kirche ist Ephesus auch der Todesort der
Maria Magdalena. Eine solche Fülle von wichtigen urchristlichen Personen
kennt kein anderer Ort.
An die Gemeinde in Ephesus gerichtet ist das
erste der sieben Sendschreiben an Gemeinden im Johannes zugeschrieben Buch der
Offenbarung (2, 1 - 7): gelobt wird ihre Ausdauer und ihr Eifer im Glauben und, dass sie sich anfangs nicht von falschen
Apostel beeinflussen ließ; nun aber habe sich diese Treue zum Glauben verflogen und müsse wiedergewonnen werden; immerhin
aber widerstand die Gemeinde den Verführungen der Nikolaiten
- einer sonst unbekannten Sekte, die grundlegende,
auch für Christen geltende Reinheitsgebote missachtete (Offenbarung (2, 14f). Die Gemeinde blieb lebendig, davon zeugt z.
B. der Dialog mit dem Juden Tryphon
von Justinus dem Märtyrer, bei dem
es sich um die Aufzeichnung einer tatsächlich um 150 in Ephesus stattgefundenen Diskussion handeln soll, in der ein
Brückenschlag zwischen Juden- und Christentum versucht wurde. Obwohl die Stadt durch die Verlandung des Hafens Glanz und
Bedeutung verlor, blieb sie für die Christenheit wichtig. 251 bzw. 438 wurden der Legende zufolge bei Ephesus die
Höhle der Sieben Schläfer entdeckt. 431 fand hier das wegweisende
Konzil statt; einer der Teilnehmer war
Achatius, ein anderer
Anatolius, der Patriarch von Konstantinopel - dem heutigen
Ístanbul. Aus dem 6. Jahrhundert ist noch
Bischof Abraham bedeutsam. Mit dem Niedergang der Stadt verlor
sich dann auch die Gemeinde. Auf dem nahen Berg Galesios - dem heutigen Alamandağ bei
Belevi nördlich Selçuk - enstand ein Kloster,
das die Erinnerung bewahrte; sein Abt war im 13. Jahrhundert Josef I..
Makedonien und Griechenland
Paulus in Makedonien und Griechenland
Paulus brach von Ephesus
aus auf nach Makedonien, um dort die
Gemeinden zu besuchen und zu ermuntern und dann ins südliche Griechenland weiterzureisen, wo er sich drei Monate lang
aufhielt (Apostelgeschichte 20, 1 - 3). Dort - wohl in
Korinth und
Kenchreä - heute Ruinen bei Korinth - wollte
er sich zur Rückkehr nach Antiochia einschiffen,
was aber ein Anschlag
von Juden verhinderte (Apostelgeschichte 20, 3). Er schickte nun seine Begleiter
Lukas, Sosipater, Aristarchus, Secundus, Gaius, Timotheus aus Asia,
Tychicus und Trophimus voraus
und reiste wieder durch Makedonien und dann über
Philippi vom
Hafen in Neapolis - dem heutigen Kavala - aus
mit dem Schiff nach (Alexandria) Troas - heute
Ruinen bei Dalyan -, wo ihn seine Freunde erwarteten und mit ihm eine Woche blieben (Apostelgeschichte 20, 4 - 6).
Troas
Paulus in Troas
An einem Sonntag feierte Paulus mit seinen Gefährten und der Gemeinde in
Troas - heute Ruinen bei Dalyan - das Abendmahl;
dabei hielter eine Abschiedsrede, die erst nach Mitternacht endete. Ob Paulus' langer Predigt und durch den Rauch der
Öllampen schlief der junge Mann Eutychus ein, fiel aus dem Fenster im dritten Stock des Hauses und war tot; Paulus aber
erweckte ihn zum Leben, Predigt und Herrenmahl wurden fortgesetzt (Apostelgeschichte 20, 7 - 12). Der 2. Timotheusbrief
weiß noch von einem Mantel, den Paulus in Troas zurückließ und der ihm jetzt nach
Rom gebracht werden sollte. Paulus verließ
Troas bald wieder; es stand mir zwar eine Tür offen
(2. Korintherbrief 2, 12), er hatte aber keine Ruhe mehr, weil
er Titus vermisste.
Gemeindeentwicklung in Troas
Über die weitere Entwicklung der Gemeinde fehlen im Neuen Testament weitere Nachrichten. Im 2. Timotheusbrief (4, 13) erwähnt Paulus lediglich, dass er bei einem gewissen Karpus seinen Mantel zurügelassen habe. Ignatius von Antiochia lebte bei seiner Auslieferungsreise nach Rom einige Zeit in Alexandria Troas und verfasste dort drei der nach ihm benannten Ignatiusbriefe. Konstantin „der Große” erwog, Troas zur neuen Hauptstadt des römischen Reiches zu machen, entschied sich jedoch für Byzanz - das heutige Ístanbul.
Milet
Milet ums Jahr 50
Die in der Antike Herrin der Ägäis
genannte Stadt
Milet - heute Ruinen bei Balat - mit ihren
vier Häfen hatte ihre größte Glanzzeit aus dem 8. bis 6. Jahrhundert v. Chr. schon hinter sich. Damals war es die
bedeutendste Metropole der griechischen Welt, beherrschte 90 Kolonien und übte auch kulturell Hegemonie aus: das miletische
Alphabet verdrängte alle anderen. In Milet wirkten Thales, Anaximenes und Anaximander, die als Begründer der
Naturwissenschaft und Philosophie gelten: alle drei suchten nach dem Urstoff allen Seins im Wasser, in der Luft oder im
Unbestimmten. Thales stellte Lehrsätz zur Berechnung von geometrischen Formen, Pyramiden und Sonnenfinsternissen auf,
Plato nannte ihn einen der sieben Weisen
. Anaximenes erforschte die Beziehungen zwischen Mensch und Kosmos.
Anaximander habe die Sonnenuhr erfunden, eine Seekarte erstellt und die Himmelskuppel berechnet. Um 500 wirkte Hekataios,
der mit seinen auf Forschungsreisen gewonnen Beschreibungen als Vater der Geografie
und durch Erstellung von
Stammbäumen und Sammlung von Heldensagen als Vater der Geschichtsschreibung
bezeichnet wurde, dazuhin Lehrer von
Herodot war.
Milet war treibende Kraft beim Aufstand der griechischen Städte gegen die Perser, aber die Niederlage von 494 v. Chr. führte zur Zerstörung der Stadt. Mit dem Ordnungsprinzip des Schachbretts wurde Milet wieder aufgebaut, um 450 war die Stadt Heimat der ersten Philosophin der Geschichte, der Aspasia, die Frau und Beraterin von Perikles wurde. Nach der Eroberung durch Alexander den Großen 334 v. Chr. konnte die Stadt ihre Autonomie behalten, auch in der Römerzeit wurde sie gefördert.
Paulus in Milet
Paulus' Begleiter reisten mit dem Schiff von Troas
zum Hafen von Assos - dem heutigen Behramkale,
er selbst nahm den Landweg in diese Stadt.
Von dort ging es für alle zusammen mit dem Schiff zur Insel
Samos und unverzüglich weiter nach
Milet. Weil sie aus Zeitgründen an
Ephesus vorbei gesegelt waren, ließ er die Ältesten
dieser Gemeinde - solche gab es in den von Paulus gegründeten Gemeinden ebensowenig wie die in V. 28 erwähnten
Bischöfe
- nach Milet kommen, um ihnen seine Abschiedsrede zu halten. (Apostelgeschichte 20, 13 - 17).
Lukas berichtet wieder idealtypisch nach hellenistischem Muster über das
Zusammenrufen der Jünger, den Rückblick auf das Lebenswerk des Apostels und den Ausblick auf die kommende schwierige Zeit
- v. a. die Herausforderung durch Irrlehrer -, die ohne Paulus, aber mit Gottes Beistand zu bewältigen sein wird
(Apostelgeschichte 20, 18 - 35). Nach Gebet und schmerzlich betrübtem Abschied bestieg Paulus mit den Seinen das Schiff,
das sie ins Heilige Land bringen sollte (Apostelgeschichte 20, 36 - 21, 1).
Gemeindeentwicklung in Milet
Von einer Gemeinde ist nichts bekannt; nach dem 2. Timotheusbrief blieb Trophimus
in Milet zurück, weil er krank war (4, 20).
Später starb der Märtyrer Achatius dort. Der Erbauer der berühmten
damaligen Kirche Hagia Sophia
in Byzanz - dem heutigen
Ístanbul -, Isidoros, kam aus Milet, ebenso
sein gleichnamiger Neffe, der die 550 eingestürzte riesige Kuppel wieder aufbaute. Milet war Sitz eines Bischofs bis zum
Einfall der Osmanen im Jahr 1424.
Milet touristisch
Die Ausgrabungen ermöglichen die Besichtigung des Amphitheaters mit 30.000 Plätzen, der gewaltigen Ruinen der
Faustina-Thermen aus dem 2. Jahrhundert, der Reste des Tempels für Apollon Delphinos und der Reste des Löwenhafens
mit einer der beiden ihn zierenden Löwenstatuen und Resten der Hafenhalle. Auch von der großen Synagoge aus dem 4.
Jahrhundert und der über einem Dionysos-Tempel erbautenMichaelskirche sowie dem
mit Mosaiken verzierten Bischofspalast aus dem 6. Jahrhundert gibt es einiges zu sehen. Aus rund 14.000 antiken Steinen
wurde auf dem Gelände die Ilyas-Bey-Moschee erbaut.
Theater und Ausgrabungen in Milet können frei besichtigt werden. Das daneben stehende Museum hat jeden Tag von 8 Uhr bis 19 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt 2 €. (2013)
Tyrus
Tyrus ums Jahr 50
Tyros - das heutige Sur im Libanon - war schon Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. eine bedeutende Handelsmetropole, der Handel erfasste das gesamte Mittelmeer. 988 v. Chr. wird die Entsendung von Männern und Material für den Bau des Tempels von König Salomo in Jerusalem berichtet. Mit dem Erstarken des Neuassyrischen Reiches im 8. Jahrhundert v. Chr. wurde Tyros tributpflichtig und verlor zunehmend seine politische Eigenständigkeit, nicht jedoch seine Wirtschaftskraft. 332 v. Chr. wurde die Stadt von den Makedonen erobert und teilweise zerstört, es begann ihr langsamer Niedergang. Schon Jesus hatte die Stadt besucht und damit die Grenzen des Heiligen Landes bewusst überschritten, bevor er dann seinen Weg nach Jerusalem antrat.
Paulus in Tyrus
Nach dem emotionalen Abschied in Milet brachte das Schiff Paulus über die Inseln Kos und Rhodos und das kleinasiatische Patara - heute Ruinen bei Kalkan - nach Tyrus (Apostelgeschichte 21, 1 - 3). Bei der dortigen Gemeinde blieb er eine Woche; sie warnten ihn in offenbar weiser Vorahnung, nach Jerusalem zu reisen, er aber beharrte auf seinem Plan und wurde bewegend verabschiedet (Apostelgeschichte 21, 4 - 6).
Gemeindeentwicklung in Tyrus
Schon Jesus wirkte gen Norden bis nach Tyrus (Markusevangelium 7, 24). Die weitere Entwicklung liegt im Dunkel. 254 starb Origenes hier, nachdem er in Cäsarea bei der Christenverfolgung gefangen genommen und gefoltert, dann aber zunächst wieder freigelassen worden war. Die Märtyrerin Theodora stammte aus der Gemeinde. Um 300 wurde hier Frumentius, der spätere Patriarch von Äthiopien, geboren. Um 315 wurde eine Kirche geweiht, Eusebius hielt dabei als Bischof von Cäsarea eine Rede.
Nach den Niederlagen beim 2. Kreuzzug blieb den Kreuzrittern als letzte große Festung 1187 nur noch Tyrus.
Tyrus touristisch
Von den Römern wurden mehrere größere Bauwerke errichtet, die teilweise heute noch im riesigen archäologischen Ausgrabungsgelände erhalten sind.
Cäsarea
Cäsarea ums Jahr 50
Cäsarea war in jener Zeit die eigentliche Hauptstadt des Landes, Jerusalem wesentlich nur Kultort. Herodes der Große hatte 31. v. Chr. die Stadt geschenkt bekommen, prächtig ausgebaut und zu Ehren seines römischen Kaisers umbenannt.
Paulus in Cäsarea
Paulus brach auf in Tyrus - dem heutigen Sur - und reiste über Ptolemais / Akko, wo er einen Tag bei der Gemeinde verweilte, nach Cäsarea, wo er im Haus von Philippus für mehrere Tage aufgenommen wurde (Apostelgeschichte 21, 7f). Aus Judäa kam Agabus, ein geistbegabter Mann, und prophezeite Paulus, dass er in Jerusalem gefangen genommen werde. Paulus' Begleiter Lukas und die Vertreter der Gemeinde baten ihn, den Weg in die heilige Stadt nicht anzutreten; er aber bekundete seine Bereitschaft zum Martyrium und machte sich auf den Weg, begleitet von Vertretern der Gemeinde. Nach einer Rast bei einem Glaubensgenossen namens Mnason kamen sie am Ziel an (Apostelgeschichte 21, 10 - 17). Paulus ging damit bewusst den Spuren Jesu nach, der ebenfalls in Cäsarea sein Leiden erstmals angekünigt hatte (Matthäusevangelium 16. 13. 21). Nach der tatsächlich erfolgten Verhaftung, dem Tumult des Volkes, der Verhandlung vor dem Hohen Rat der Tempelpriester und einem drohenden Mordanschlag ließ der Oberst des römischen Militärs, Claudius Lysias, ihn zur Sicherheit in die Festung Cäsarea des Statthalters Felix überführen (Apostelgeschichte 21, 18 - 23, 35).
Nach einem Prozess, bei dem der Hohepriester und Ratsmitglieder als Zeugen auftraten und seiner Verteidigungsrede, in der Paulus seine Verwurzelung im jüdischen Glauben betonte, verschob Statthalter Felix das Urteil; Paulus blieb weiterhin in Gefangenschaft. Diese dauerte zwei Jahre lang; in dieser Zeit führte Felix und seine Frau Drusilla mehrfach Gespräche mit Paulus, dessen Botschaft offenbar ihr Interesse fand. Nachdem als neuer Statthalter Porcius Festus das Amt übernommen hatte, führte auch der eine Verhandlung unter Beteiligung der Vertreter des Jerusalemer Tempels durch, an deren Ende Paulus auf sein Recht als römischer Bürger pochte und eine Berufungsverhandlung beim Kaiser in Rom einforderte. Festus legte die Angelegenheit König Agrippa und dessen Frau Berenice vor. Nach einer neuerlichen eindrucksvollen Verteidigungrede des Apostels entschied der, Paulus in die Hauptstadt des Weltreiches bringen zu lassen, damit die Sache dort entschieden werde. (Apostelgeschichte 24, - 27,1)
Gemeindeentwicklung in Cäsarea
Als Jesus mit seinen Jüngern
in Cäsarea
war, legte Petrus dort sein Bekenntnis ab:
Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes
, woraufhin Jesus ihm den
Ehrennamen pétros
, Fels
gab, auf dem er seine Kirche bauen wolle, und ihm
die Schlüssel des Reichs der Himmel
verlieh (Matthäusevangelium 16, 13 - 19).
Der von den Aposteln zu einem der sieben Diakone der Urgemeinde in
Jerusalem
bestellte Philippus wirkte in
der Gegend um Cäsarea als Glaubensbote (Apostelgeschichte 8, 40). Seine vier
Töchter, darunter Hermione, hatten die Gabe
der GlossolalieAls Glossolalie (aus griech. „γλῶσσα” und „λαλεῖν, sprechen”, deutsch oft „Zungenrede”, bezeichnet man ein unverständliches Sprechen - insbesondere im Gebet - das sich ereignet mit Worten, die für andere unverständlich sind, das durch besondere Gnadengaben des Heiligen Geistes bewirkt werde und die besondere Unmittelbarkeit des Betens zu Gott betone.
(Apostelgeschichte 21, 9), waren also auch an der Verkündigung des Glaubens beteiligt.
Der Hauptmann der römischen Armee in Cäsarea,
Cornelius, rief aufgrund einer Vision
den Apostel Petrus zu sich, der Cornelius und dessen Verwandte und Freunde als die
ersten Nichtjuden taufte. Der Überlieferung nach wurde er dann Bischof von Cäsarea und
starb um 60 als Märtyrer. So war schon vor Paulus in Cäsarea eine bedeutsame
Christengemeinde gewachsen.
Als Bischof von Cäsarea im 2. Jahrhundert ist Theophilos bekannt; der erste Bischof von Cäsarea in Kappadokien - dem heutigen Kayseri - war im 3. Jahrhundert der aus Cäsarea stammende Alexander. Eine große Zahl von Märtyrern aus der Gemeinde wurde bekannt, darunter Romanus, Fortunata, Apphianus, Theodora, Elias, Pamphilus oder Gordius; dies ist nicht zuletzt darin begründet, dass der bedeutende Kirchengeschichtsschreiber und nach Ende der Verfolgungen um 312 Bischof von Cäsarea, Eusebius, ihrem Geschick besonders nahe stand.
Cäsarea touristisch
In Cäsarea sind heute von den Bauten des Herodes das Amphitheater, Teile der Stadtmauer und der Hafenanlage zu besichtigen. Eindrucksvoll sind Reste einer von den Kreuzfahrern auf den Fundamenten einer Moschee gebauten riesigen, Paulus geweihten Basilika; weil sie zu groß war, stürzten die Gewölbe schon beim Bau wieder ein.
zum weiteren Schicksal von Paulus
vgl.: Ort des Schiffbruchs von Paulus
und Ort und Umstände des Todes von Paulus
und Paulus-Gedenkstätten in Rom
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korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.
• Die Reisen des Paulus. Katholisches Bibelwerk Stuttgart o.J. (2000)