Petrus
ursprünglicher Name: Simon
Gedenktag katholisch: 29. Juni
Hochfest - gebotener Feiertag (= Tag mit Sonntagspflicht)
Diözesankalender Berlin, Lausanne-Genf-Fribourg, Gliwice/Gleiwitz und Legnica/Liegnitz sowie der Stadt Poznań /
Posen, Ordenskalender der Marianer von der Unbefleckten Empfängnis
Fest I. Klasse Im alten Messbuch entspricht die I. Klasse einem Hochfest.
Vigil: Fest II. Klasse Im alten Messbuch entspricht die II. Klasse einem Fest.
Die Feste II. Klasse werden auch in den geprägten Zeiten (Advent, Weihnachtsoktav, Fastenzeit) gefeiert und verdrängen in der Osterzeit und in der Zeit nach Christi Himmelfahrt die Tagesliturgie.:
28. Juni
bedacht im Eucharistischen Die Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi.
Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23.
Hochgebet I
,
im Ambrosianischen Die Ambrosianische Liturgie entstand im 8. Jahrhundert unter orientalischem Einfluss, sie wird auf Ambrosius von Mailand zurückgeführt, von dem wohl die meisten Texte auch stammen. Sie wird v. a. in der Kirchenprovinz Mailand und im Bistum Lugano benutzt. Karl Borromäus förderte diese Sonderform, im Mittelalter wurde aus ihr auch die Gleichwertigkeit des Mailänder Erzbistums gegenüber Rom abgeleitet.
Hochgebet I
im mozarabischen Der mozarabische Ritus, auch „westgotisch” oder „altspanisch” genannt, ist eine Liturgie in der römisch-katholischen Kirche, die sich im 4./5. Jahrhundert auf der Iberischen Halbinsel entwickelt hat und heute noch an einigen Orten in Spanien praktiziert wird.
Der Name entstand nach dem Einfall der Mauren im Jahr 711, als die unter maurischer Herrschaft lebenden Christen – die „Mozaraber” – weiter ihren Glauben ausüben durften und damit auch diese Liturgie feierten.
Hochgebet
und
im Keltischen Hochgebet I
die weiteren Gedenktage
Gedenktag evangelisch: 29. Juni
Gedenktag anglikanisch: 29. Juni
Gedenktag orthodox: 29. Juni
Erscheinung bei Kaiser Justinian I.: 5. September
bedacht in der Proskomidie Die Proskomidie ist die Vorbereitung der Gaben Brot und Wein vor der Eucharistie in den Orthodoxen Kirchen
Gedenktag armenisch: 29. Juni, 29. Oktober, 25. Dezember, 28. Dezember
Weihe seiner Kirche in Antiochia: 30. Juni
Gedenktag koptisch: 29. Juni, 31. Juli, 27. Dezember
wundersame Heilung der Kaisertochter: 9. Juli
Teilnehmer an der Verklärung Jesu: 6. August
Gedenktag äthiopisch-orthodox: 19. Juni, 22. September
wundersame Heilung der Kaisertochter: 9. Juli
Christusbekenntnis: 31. Juli
Gedenktag syrisch-orthodox: 29. Juni (Fest), 11. Januar, 2. Donnertag nach Ostern,
4. Donnerstag nach Ostern, 28. Juni, 9. September, 22. November, 28. Dezember
Weihetag seines Oratoriums, das heißt Tempels: 20. August
bedacht in der Jakobus-Anaphora Als Anaphora (griechisch: Erhebung) wird das Hochgebet bezeichnet, das liturgisch auf das Abendmahl hinführt.
Gedenktag assyrisch: 29. Juni
Name bedeutet: der Fels (griech. - latein.)
Übersicht: Leben - Bedeutung - Gedenken
Leben:
Der Fischer Simon, nach mancher Überlieferung aus dem israelischen Stamm der Naphtali, lebte mit seiner Frau in Kafarnaum. Dass er Kinder hatte, weiß die Legende von Petronilla. Er wurde gemeinsam mit seinem Bruder Andreas, der zuvor schon Jünger von Johannes dem Täufer war, von Jesus in dessen Jüngergruppe berufen (Markusevangelium 1, 16 - 18).
Die Heilung der Schwiegermutter des Petrus vom Fieber war eine der ersten Wundertaten
Jesu (Matthäusevangelium 8, 14 - 15). Beim Wandel auf dem See Gennesaret
zeigte sich Petrus' Glaube als zögerlich: er wollte dem auf dem Wasser gehenden Jesus folgen, bekam aber Angst zu versinken;
nach seiner Rettung bekannte er mit einem Kniefall: Du bist in Wahrheit Gottes Sohn
(Matthäusevangelium 14, 28 - 32).
Mit Johannes und Jakobus war Petrus bei der Verklärung Jesu zugegen (Matthäusevangelium 17, 1 - 8). Hervorgehoben wird Petrus auch bei der Fußwaschung, als er sich nicht würdig fühlte, sich von Jesus die Füße waschen zu lassen (Johannesevangelium 13, 5 - 10). Bei der Gefangennahme Jesu schlug er in seinem Eifer Malchus, dem Diener des Hohenpriesters, das Ohr ab (Johannesevangelium 18, 10). Petrus verleugnete Jesus nach dessen Gefangennahme drei Mal, noch ehe der Hahn krähte (Markusevangelium 14, 66 - 72). Petrus war aber auch der erste männliche Zeuge der Auferstehung Jesu (1. Korintherbrief 15, 5; Lukasevangelium 24, 34). Nach dem vermeintlichen Ende der Jesus-Bewegung kehrte Petrus in seine Heimat zurück und arbeitete wieder als Fischer, auch dort erschien ihm und anderen Jüngern Jesus und teilte mit ihnen Brot und Fische ähnlich wie beim ersten Abendmahl (Johannesevangelium 21, 1 - 14).
Petrus' zukünftige Aufgabe wurde ihm beim Fischzug angekündigt: von nun an Menschenfischer
zu sein
(Lukasevangelium 5, 10). Nach seinem Bekenntnis in
Cäsarea Philippi - heute Ruinen bei Ein Kinya
auf den Golan-Höhen - wurden Petrus die Schlüssel des Reichs der Himmel
übergeben, auch in der Volksüberlieferung
bewacht er deshalb die Himmelstür. Jesus bezeichnete ihn als Fels
- griechisch: pétros
- auf dem er seine Kirche bauen wolle (Matthäusevangelium 16, 16 - 19) und erteilte ihm am
Abend vor seiner Kreuzigung einen besonderen Auftrag im Apostelkreis: stärke deine Brüder
(Lukasevangelium 22, 32).
Durch den Zuruf des Johannes erkannte Petrus, vom reichen Fischzug zurückkehrend,
den am Ufer erschienenen Auferstandenen und erhielt den Auftrag: Weide meine Lämmer
(Johannesevangelium 21, 1 - 19).
Diese herausgehobene Stellung des Petrus ist mit begründend für die besondere Stellung aller späteren Nachfolger
Petri
in Rom, den
Päpsten.
Am ersten Pfingstfest hielt Petrus eine wirkungsvolle Predigt (Apostelgeschichte 2, 14 - 41); mit Johannes heilte er einen Lahmen, der vor die Pforte des Tempels in Jerusalem getragen worden war (Apostelgeschichte 3, 1 - 11); der Hohepriester Ananias setzte ihn und Johannes gefangen, ließ ihn aber wieder frei (Apostelgeschichte 4, 1 - 23); Ananias und dessen Ehefrau Saphira, die die Gemeinde über die Höhe einer Spende täuschen wollten, entlarvte er, woraufhin diese nacheinander tot umfielen (Apostelgeschichte 5, 1 - 11); Kranke wurden vom Schatten des vorüber gehenden Petrus geheilt (Apostelgeschichte 5, 15); der Zauberer Simon bekehrte sich augenblicklich, wurde von Philippus getauft, von Petrus aber der dennoch anhaltenden Falschheit entlarvt (Apostelgeschichte 8, 9 - 24). In Lydda - dem heutigen Lod - heilte Petrus den gichtbrüchigen Aeneas, in Joppe - dem heutigen Jaffa, Ortsteil von Tel Aviv - erweckte er Tabitha vom Tod (Apostelgeschichte 9, 32 - 42); er bekehrte mit dem Hauptmann Cornelius den ersten Nicht-Juden zum Christentum, nachdem er von den reinen und unreinen Tieren geträumt und gehört hatte, dass er keinen Menschen unrein heißen dürfe; auch die Anwesenden wurden zu einer gemeinsamen Schau entrückt und getauft (Apostelgeschichte 10). Über die Grenzen des heiligen Landes hinaus wirkte er in Antiochia - dem heutigen Antakya -, wo er nach mancher Überlieferung die erste Kirche errichtete im Haus eines gewissen Cassianus, dessen Sohn er wieder ins Leben zurückgeholt hatte, und wo er ebenfalls die Gemeinschaft mit nichtjüdischen Christen pflegte (Galaterbrief 2, 11f); er wirkte dort ab dem Jahr 42 sieben Jahre lang als Bischof 1, woran das Fest „Petri Stuhlfeier” auch erinnert.
Nach der Enthauptung Jakobus' des Älteren, ließ König
Herodes Agrippa I. den nach Jerusalem
zurückgekehrten Petrus zwischen zwei Kriegsknechten ins Gefängnis werfen. Ein Engel
erschien, die Ketten fielen, Petrus ging ungehindert an den Wächtern vorbei und musste dann zweimal am Haus der Maria, der
Mutter des Johannes Markus, anklopfen, da die Magd Rhode zwar seine Stimme
erkannte, aber sich angesichts dieser Überraschung erst bei ihrer Herrschaft vergewissern wollte (Apostelgeschichte 12, 1
- 19) - das Fest Petri Kettenfeier
hat in dieser Geschichte seine
Wurzel.
Petrus hatte zusammen mit dem Herrenbruder
Jakobus
die Führung der Gemeinden in Jerusalem inne und begründete die christliche Mission, er wird in allen neutestamentlichen
Apostelkatalogen an erster Stelle genannt. Die Meinungsverschiedenheit zwischen Jakobus und Paulus
über die Mission bei den Heiden wurden dank der vermittelnden Rolle des Petrus beim Apostelkonzil ausgeglichen, wo die
Heidenmission befürwortet wurde und nur die Einhaltung einiger Reinheitsgebote gefordert wurde (Apostelgeschichte 15). Nach
der Legenda Aurea war Petrus beim Tod wie bei Himmelfahrt der
Maria anwesend und war es Petrus, der mit Paulus ihre Bahre trug und den
Hohenpriester heilte, dessen Hände durch seinen Unglauben und sein Bestreben, das Begräbnis zu verhindern, an der Bahre
gelähmt hängen gebleiben waren.
Nach katholischer Lehre reiste Petrus später nach Rom; der Überlieferung zufolge kam er in Santa Maria di Leuca an Land, bekehrte die Menschen dort vom Minerva-Kult zu Christus und widmete den Namen der Stadt der Jungfrau Maria; aus dem Minerva-Tempel wurde demnach schon im Jahr 43 die älteste christliche Kirche in Italien und damit in ganz Europa.
Nach örtlicher Tradition in Neapel taufte Petrus dort an der Stelle der Kirche San Pietro ad Aram um 46 Asprenas - und setzte ihn zum ersten Bischof der Stadt ein - sowie Candida die Ältere, nachdem er im Hafen von Pozzuoli - dem heutigen Puteoli - an Land gekommen war. Pozzuoli war damals der wichtigtse Handelshafen für Rom.
In Pisa wird dagegen erzählt, Petrus sei dort im heutigen Vorort San Piero a Grado an der Stelle der Basilika San Pietro Apostolo an Land gekommen; diese Kirche geht auf einen Vorgängerbau des 4. Jahrhunderts zurück, der am damaligen Hafen von Pisa errichtet wurde und dessen Fundamente als Ausgrabung in dieser Kirche zu sehen sind.
Nach legendarischer Überlieferung feierte Petrus in Forum Novum - heute Ruinen in Torri in Sabina bei Rieti - im Haus eines Adligen die Messe; an der Stelle dieses Hauses steht demnach die spätere Kathedrale Santa Maria in Vescovìo.
In Rom wirkte Petrus dann als Leiter der Gemeinde, unter Kaiser => Nero starb er demnach den Märtyrertod. Schon anfangs des 2. Jahrhunderts gehen kirchliche Schriftsteller von seiner Anwesenheit in Rom aus.
Der Überlieferung im 1. Brief des Clemens I. zufolge begegneten sich Petrus
und Paulus in Rom,
zusammen überführten sie den Magier Simon, der mit seiner Flugkunst zu Tode stürzte. In der Kirche
Santa Francesca Romana in Rom sind die Spuren
der Knie des heiligen Petrus bewahrt, die der Legende nach während des Petrus' Gebet um Hilfe gegen Simon entstanden sind.
=> Nero verlor mit Simon seinen Hofkünstler und ließ Petrus und Paulus ins
Gefängnis - den Carcere Mamertino - werfen; vor
der Hinrichtung erreichten Freunde, dass Petrus sich entziehen konnte. Der Fliehende begegnete vor den Toren der Stadt
Christus - an der Abzweigung der Via Ardeatina von der Via Appia, an der
Stelle, an der heute die Kirche Santa Maria in Palmis
steht 2 - und fragte ihn: Quo vadis, Domine?
, Wohin
gehst du, Herr?
.
Als Christus anwortete, er gehe nach Rom, um sich noch einmal kreuzigen zu lassen, beschloss Petrus, mit ihm zu gehen und dieses Schicksal zu teilen; gleich danach sah er den Auferstandenen in den Wolken entschwinden. Petrus wurde dann auf eigenen Wunsch im Zirkus des Nero - an der Stelle, wo heute der Petersdom steht -, nach anderer Überlieferung am Ort der heutigen Kirche San Pietro in Montorio 3 ans Kreuz geschlagen: mit dem Kopf nach unten, da er nicht würdig sei, den selben Tod wie Jesus Christus zu sterben.
Herausragende Bedeutung hat Petrus' - angebliches - Grab unter dem Petersdom, das schon früh auf dem vatikanischen Hügel verehrt wurde. Die Grotten unter dem Altar des Petersdoms wurden 1940 bis 1949 erstmals archäologisch erforscht, 1951 wurde die dabei erfolgte Entdeckung des Petrusgrabes bekanntgegeben, was in der archäologischen Wissenschaft aber keine Zustimmung fand, deshalb gab es 1953 bis 1958 und 1965 weitere Grabungen, die breit diskutiert wurden; ihr Ergebnis ist heute zu besichtigen; neben Gräbern von Christen fand man ein Erdgrab aus dem späten 1. Jahrhundert ohne Knochen, das wohl seit etwa 140 einen Gedenkstein enthielt, der nach umstrittener Meinung auf Petrusreliquien hinweist; andere Ausgrabungsorte in Rom haben ähnliche Inschriften, die ein Gedenken an Petrus und Paulus belegen.
1942 wurden bei den Ausgrabungen der Nekropole unter dem
Petersdom auch Knochen gefunden, die einem
älteren Mann zugeschrieben werden können, der zur Zeit von Petrus gelebt haben könnte. Dass die zwei bis drei Zentimeter
langen Knochenfragmente tatsächlich Petrus zuzuordnen sind, wurde nie päpstlich bestätigt; erstmals wurden sie 2013 durch
Papst Franziskus bei einer Messe auf dem Petersplatz der Öffentlichkeit gezeigt in einer Kassette mit der Inschrift: Aus
den Knochen, die in den Grotten der vatikanischen Basilika gefunden wurden, und die als die des seligen Apostels Petrus
gelten
. 2017 wurde bei Renovierungsarbeiten in der Kirche
Santa Maria in Capella in Rom ein Tongefäß mit
Reliquien gefunden, die laut einer Inschrift aus dem 11. Jahrhundert von Petrus,
Callistus I., Cornelius und
Felix I. stammen. 2019 schenkte Papst Franziskus neun dieser
Reliquien, die seit Papst Paul VI. in der Papst-Kapelle
des Apostolischen Palastes lagen, dem Patriarchen von Konstantinopel - dem heutigen
Ístanbul -; dort werden sie nun in der
Georgskathedrale verwahrt.
Petrus gilt als Autor der beiden im Neuen Testament enthaltenen Petrusbriefe. Der 1. Petrusbrief wurde in Rom von Silvanus geschrieben (1. Petrusbrief 5, 12 - 13); er enthält aber eher Gedankengut von Paulus, für eine Autorenschaft des Petrus spricht nichts. Der 2. Petrusbrief ist tatsächlich wohl erst Anfang des 2. Jahrhunderts entstanden, hat also sicher nicht Petrus zum Autoren. Dagegen spricht einiges für die Auffassung, dass im Evangelium des Markus, das wohl in Rom geschrieben wurde, die Überlieferung des Petrus enthalten ist.
Bedeutung:
Unbestritten ist die herausragende Rolle des Petrus im Jüngerkreis Jesu', bei der Wiedervereinigung der durch Jesu' Kreuzestod verstörten Jünger nach der Auferstehung und bei der Bildung der Urgemeinde in Jerusalem und von Gemeinden im heiligen Land, sein Einfluss darüber hinaus, so z. B. in Antiochia, möglicherweise auch in Korinth (1. Korintherbrief 1, 12) und seine Aufgeschlossenheit für die Heidenmission, die er selbst praktizierte und die dank Petrus' Haltung von Paulus und seinen Gefährten so erfolgreich durchgeführt werden konnte. Umstritten unter den Konfessionen ist bis heute seine Anwesenheit und seine Rolle in Rom.
Die hervorragende Bedeutung erhielt Petrus durch die Lehre von der apostolischen Nachfolge, der zufolge alle Bischöfe von Rom, also alle Päpste, direkte Nachfolger des Petrus sind. Besonders Papst Gregor VII. hat diese Tradition gefördert und zugespitzt. Die Orthodoxen Kirchen bestritten seit je her die Oberhoheit des römischen Bischofs. Auch die protestantische Reformation lehnte es ab, das Papsttum auf Petrus zurückzuführen.
Auf Papst Gregor „den Großen” geht wesentlich zurück, dass der
von ihm direkt über dem angeblichen Petrusgrab errichtete Altar zum Zentralort der römisch-katholischen Kirche wurde; so
werden seitdem hier die neu gewählten Päpste geweiht. Unterhalb des Altars gab es ein Fenster, durch das Pilger Tücher
hinablassen konnten, die so mit heiliger Kraft aufgeladen zu Reliquien wurden.
Unterhalb des Altars gab es Flure zum Petrusgrab, wo besondere Verpflichtungen stattfanden, Eide abgelegt oder wichtige
Dokumente deponiert wurden; so spürte Bonifatius zeitlebens seine
besondere Verpflichtung durch den beim Petrusgrab abgelegten Bischofseid. Die
Pallien werden an dieser Stelle bis zu ihrem Versand
aufbewahrt. Englische und fränkische Könige ließen sich am Petrusgrab taufen und/oder krönen, so
Karl „der Große”, der zum Dank die Bestätigung der Pippinischen
Schenkung
, mit der der Kirchenstaat legitimiert wird, dort hinterlegte.
Schon früh haben sich Bistümer eine besondere Legitimation verschafft dadurch, dass sie ihre Gründung auf Schüler des Petrus zurückgeführt haben, so z. B. Aquileia mit Hermagoras oder Fiesole mit Romulus, in Deutschland Trier mit Eucharius von Trier, in Frankreich Périgueux mit Fronto, in Spanien die Bistümer Granada mit Cäcilius von Illiberis oder Andújar mit Euphrasius von Illiturgum. Andere Bistümer betonten ihre Unabhängigkeit von Rom, so z. B. Mailand, indem sie ihre Gründung gerade als unabhängig von Petrus - in diesem Fall der Tradition zufolge durch Barnabas - darstellten, ähnlich Ravenna mit Vitalis (wobei diese Stadt aber auch die Tradition mit Apollinaris hat).
Petrus' Patronat für Brückenbauer hat seine Grundlage in einem der Titel der Päpste
als Pontifex Maximus
, größter Brückenbauer
. Petrus schließt in mittelalterlichen Darstellungen des Jüngsten
Gerichts das Himmelstor, die Paradiesespforte, auf, der Schlüssel ist in den Darstellungen sein Attribut. Diese himmlische
Rolle machte ihn auch zum Wettergott
: er entscheidet, ob die Himmelsschleuse
zum Regnen geöffnet wird. Der
Volksglaube hat Petrus hier an die Stelle des germanischen Gewittergottes Thor gesetzt, der auch das Wetter machte und die
Wolkenschleusen öffnete. Petrus hat im Volksglauben - ob seines Berufes - enge Beziehung zum Wasser. Am Tage Peter und Paul
darf man nicht in offenen Gewässern baden, da an diesem Tage das Wasser ein Opfer zu fordern pflegt.
Kulturgeschichtlich steht Petrus in vielem heute an Stelle des römischen Gottes Janus. Janus, ein alter Licht- und
Tagesgott, galt als der himmlische Schlüsselinhaber, als Öffner (Patulcius) und als Schließer (Clusius), indem er sowohl
im Himmel wie auf Erden über allen Aus-und Eingang gebietet. Er war der Herr über alle Türen
, von ihm hat die Türe
im Lateinischen ebenso ihren Namen (janua), wie der Monat, der das Jahr eröffnet, der Januar. Alle zum Himmel empor- und
von ihm herabsteigenden Erscheinungen, die Wolken und die Winde, aber auch das Meer und die Erde hatte er nach Ovid unter
seiner Oberaufsicht. Er geleitete nicht nur die abgeschiedenen Seelen gen Himmel, auch den Gebeten der Menschen schloss er
demnach die Tore des Himmels auf und verschaffte ihnen Eingang bei den übrigen Göttern. Er saß an der Himmelspforte und
selbst der Götterkönig Jupiter konnte ohne seine Erlaubnis nicht in den Himmel eingehen.
Gedenken:
Der Leichnam des Petrus wurde der katholischen Überlieferung nach in der Nekropole in den vatikanischen Gärten neben
dem Zirkus von Kaiser => Nero beigesetzt - dort, wo heute der
Petersdom steht. Anderer Überlieferung nach
wurde Petrus zusammen mit Paulus zunächst auf einem alten Friedhof an der Via Appia Antica
beigesetzt, den Katakomben des Sebastian; darüber
wurde im 4. Jahrhundert die zunächst Petrus und Paulus geweihte Kirche erbaut, die seit dem 8. Jahrhundert S. Sebastiano
ad Catacumbas
genannt wird; Petrus' Reliquien wurden dann umgebettet an die
Stelle, über der Kaiser Konstantin 324 die älteste Peterskirche
errichten ließ; in dieser Kirche wurde u. a. 800 Karl der Große gekrönt.
Den Auftrag zur vollständigen Erneuerung dieser immer mehr zerfallenden Kirche erteilte Papst Nikolaus V. 1452, im Jahr 1626
konnte der heutige Petersdom fertig gestellt und eingeweiht werden. Unter dem Hochaltar werden Petrus' Gebeine verehrt.
Eine Petrus-Reliquie liegt auch in der Camera Santa
der
Kathedrale in Oviédo, eine weitere in
Osnabrück.
Als Festtag für Paulus und Petrus
wird der 29. Juni erstmals für das
Jahr 258 genannt, wobei hier die Reihenfolge auffällig ist, es erinnerte an die Übertragung der
Gebeine von in die
Katakomben des Sebastian im Jahr 258. Dort
bezeugen Funde aus der Frühzeit, dass man Paulus und Petrus zusammen verehrte. Das Fest ist dann auch im römischen
Staatskalender des ChronographenAls Chronograph (wörtlich „Zeitschreiber”, von altgriechisch χρόνος „Zeit” und γράφειν „schreiben”) wird - erstmals durch den Historiker Theodor Mommsen - der römische Schreiber Furius Dionysius Filocalus bezeichnet, der 354 im Auftrag des christlichen Aristokraten Valentinus die Stadtgeschichte Roms verfasste. Darin waren erstmals im Westen ganzseitige Buchmalereien und erstmals wurde die Geburt Jesu auf den 25. Dezember datiert.
von 354 erwähnt. Der 29. Juni gilt als Tag des Martyriums des Petrus, gleichgesetzt mit dem ebenso unbekannten Todestag von
Paulus; dem Fehlen eines bekannten Gedenktages wurde in der Zeit der zunehmenden Märtyrerverehrung wohl im Jahr 258 durch
Einrichtung dieses Festes begegnet. Im Martyrologium des Hieronymus
werden als Ort des Festes für Petrus der Hügel auf dem
Vatikan, für Paulus die Via Ostiensis und für
beide zusammen die Katakomben
- also die des Sebastian - genannt. Auch in
Ravenna und Konstantinopel - dem heutigen
Ístanbul - wurden im 4. Jahrhundert Petrus-Kirchen
geweiht. Das frühe Mittelalter war eine Hochzeit des Kultes um Petrus, vor allem bei den Angelsachsen; die Karolinger ernannten
ihn zu ihrem Patron.
Die katholische Kirche feiert Petrus mit mehreren Fest- und Gedenktagen:
• am 22. Februar wird das Fest Cathedra Petri begangen. Das
Fest wurde im 4. Jahrhundert in Rom eingeführt
als Erinnerung an die Übertragung des besonderen Hirtenamtes an Petrus.
• am 1. August wird das Fest Petri Kettenfeier
gefeiert.
An einem 1. August sei die Kirche San Pietro in
Vincoli in Rom geweiht worden, in der bis heute die Ketten gezeigt werden, mit denen Petrus in der Gefangenschaft
gehalten gewesen sei.
• am 5. September wird der Erscheinung des Petrus vor Kaiser Justinian
I. „dem Großen” in Athyra bei Konstantinopel - dem heutigen Büyükçekmece bei Ìstanbul
• der 18. November ist das Fest der Kirchweih der Basiliken von Petrus und
Paulus in Rom, Gedenktag an die Weihe der alten
Peterskirche und des Petersdomes.
Der Übertragung der Gebeine in die Jesuitenkirche São Roque nach Lissabon wird am 25. Januar gedacht. Ein großes Fest zu Ehren von Petrus wurde jedes Jahr am 3. April in Salerno gefeiert.
Die katholische Kirche gewährt demjenigen Gläubigen Teilablass, der einen von einem Priester oder Diakon rechtmäßig geweihten Andachtsgegenstand in frommer Gesinnung benutzt. Ist aber dieser Andachtsgegenstand vom Papst oder von einem Bischof geweiht, so kann der Gläubige durch den frommen Gebrauch dieses Gegenstandes am Fest der Apostel Petrus und Paulus auch einen vollkommenen Ablass gewinnen, wenn er nach einer beliebigen rechtmäßigen Formel das Glaubensbekenntnis spricht.
Attribute:
Schlüssel, Schiff, Buch, Hahn, umgedrehtes Kreuz
Patron
von Rom,
Trier, Kanton sowie Stadt
Genf und
Poznan / Posen in Polen; der Päpste; der Reuigen,
Büßenden, Beichtenden; der Brückenbauer, Metzger, Glaser, Schreiner, Schlosser, Schmiede, Eisenhändler, Bleigießer,
Uhrmacher, Papierhändler, Töpfer, Maurer, Ziegelbrenner, Steinhauer, Netzweber, Tuchweber, Walker, Fischer, Fischhändler,
Schiffer und Schiffbrüchigen; der Jungfrauen; gegen Besessenheit, Fallsucht, Tollwut, Fieber, Schlangenbiss, Fußleiden und
Diebstahl; des Wetters; des Bistums Berlin, des Domes in Bamberg, der Bistümer Gliwice/Gleiwitz und Legnica/Liegnitz
Bauernregeln:
Peter und Paul / hat Wasser im Maul.
Regnet es an Peter und Paul / wird des Winzers Ernte faul.
Um Peter und Paul / wird dem Korn schon mal die Wurzel faul.
Regnet's am St. Petertag, / so drohen dreißig Regentag.
Wenn es am Peterstag regnet, so regnet es im ganzen Schnitt.
Peter und Paul hell und klar / bringet uns ein gutes Jahr.
Petrus schwimmt im Schiff daher oder dahin.
Ist's Wetter von Peter bis Laurentius heiß, / bleibt kommend' Winter
lange weiß.
1 ▲ Nach anderer
Überlieferung blieb er nur ein Jahr in Antiocha
und kam dann nach Rom, was aber nicht stimmen
kann, denn 48 spielte er eine wesentliche Rol beim Apostelkonzil
in
Jerusalem.
2 ▲ Dies ist auch die
Stelle, wo der Überlieferung nach ein Soldat Hannibals im Zweiten Punischen Krieg der Stadt
Rom am nächsten kam.
In Palmis
heißt deutsch bei den Fußabdrücken
, denn in der Kirche wird die Kopie eines Steins verehrt, auf
dem sich der Überlieferung zufolge Christi Fußabdrücke abzeichnen; das
Original liegt in der Kirche San Sebastiano fuori le
mura.
Die Legende wurde v. a. durch den 1895 erschienenen Roman Quo vadis?
des polnischen Autors Henryk Sienkiewicz
bekannt.
3 ▲ Dies beruht auf einer
Verwechslung: die Bezeichnung Mons Aureaus
, goldener Hügel
, galt eigentlich für den Hügel des Vatikan, auf dem
der Petersdom steht, wurde aber fälschlich auf den
Hügel Gianicolo angewandt, wo im 15. Jahrhundert besonders die Franziskaner des der
Kirche San Pietro in Montorio angeschlossenen
Klosters diese Überlieferung pflegten.
zeitgenössische Quellen: Das Martyrium des Petrus und Paulus
Helmut Bouzek: Petrus in Rom ?
Peter Gemeinhardt: Petrus in Rom? Neue Diskussionen über eine alte Frage
Martyrologium Romanum Flori-Legium
Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Catholic Encyclopedia
Catholic Encyclopedia: Petrus' Briefe
Catholic Encyclopedia: Petrus' Grab
Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet bietet in seinem Artikel über Petrus umfassende und fundierte Informationen, ebenso im Artikel über die Petrusbriefe.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Der
Carcere Mamertino in Rom ist täglich von 8.30 Uhr
bis 19 Uhr zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt beträgt 10 € - im Kombiticket mit dem Ausgrabungsgelände des
Forum Romanum 12 €, bezahlbar nur mit Bank- oder
Kreditkarte. (2017)
Der Petersdom - die
Basilika Sancti Petri in Vaticano
- in Rom ist täglich von 7 Uhr bis 19 Uhr,
mittwochs erst ab 13 Uhr geöffnet, der Eintritt ist wie in alle Kirchen Roms frei. Die Vatikanischen Grotten unter der
Peterskirche mit dem Petrusgrab sind vom linken vorderen Vierungspfeiler des Petersdoms aus zugänglich und können von 8 Uhr
bis 18 Uhr kostenfrei besucht werden. Der Besuch der darunter liegenden Nekropole ist nur nach Anmeldung unter
scavi@fsp.va und mit Führung möglich, diese kostet 13 €. Der Besuch des Museums in der
Sakristei ist von 8.30 Uhr bis 18.30 Uhr möglich, der Eintritt beträgt 5 €; der Besuch des Daches des Petersdoms, von dem
man auch die Kuppel besteigen kann, kostet 6 €, bei der Fahrt mit dem Aufzug 8 €. (2017)
Die Kirche San Pietro in Vincoli in Rom ist
täglich von 8 Uhr bis 12.20 Uhr und von 15 Uhr bis 18 Uhr - im Sommer bis 19 Uhr - geöffnet. (2017)
Die Kirche Santa Maria in Palmis ist täglich
von 8.30 Uhr bis 18.30 Uhr, im Sommer bis 19.30 Uhr geöffnet.
Der Dom in Osnabrück ist täglich von 7 Uhr bis
19 Uhr geöffnet. (2024)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 28.10.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://www.egodeath.com/arthurdrewslegendstpeter.htm - abgerufen am 18.07.2023
• http://www.bauernregeln.net/juni.html nicht mehr erreichbar
• Handbuch der Ablässe, Normen und Bewilligungen. Deutsche Ausgabe des Enchiridion Indulgentiarum, Rosenkranz-Verlag,
München 1971
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 8. Herder, Freiburg im Breisgau 1999
• https://www.kath.net/news/68434 - abgerufen am 18.07.2023
• Karl Heussi: War Petrus in Rom? Leopold Klotz Verlag, Gotha 1936
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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